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Bildhauer*in (Ausführung): Erwin Heerich (1922–2004)

Historischer Titel: Katzenkopf

Datierung: 1953 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 1993-II-II

Beschreibung

HERZ IM RAUM: Gibt es so etwas wie das Kätzische einer Katze? Bei Erwin Heerichs Katzenkopf drängt sich diese Frage auf, weil diese Bronze­plastik in verblüffender Weise den Bogen vom Organischen zum Nicht­-Organischen schlägt: Das Antlitz des Tieres ist aufgelöst in ein geometrisches Gebilde und doch in jedem Zug sofort als typisch kätzisch zu erkennen. Ist Heerich also vor allem am kätzisch Abstrakten aller nur denkbaren konkreten Katzenköpfe interessiert, ist er von dem Optimismus getragen, als Künstler Wesenhaftes abbilden und damit eine Urfrage der Philosophie beantworten zu können? Wohl kaum. Heerichs Plastik zeugt zunächst von einer doppelten Irritation: Wie wirklich ist eine Katze und wie wirklich ist eine Skulptur? Für Heerich (1922 geboren) sind beide Fragen durchaus offen, und er hat sie in seinem Werk stets verschärft wieder neu gestellt.
Der nur handtellergroße Katzenkopf stammt aus Heerichs Frühzeit aus den fünfziger Jahren, in denen er in engem Kontakt zu seinem Lehrer Mataré stand. Dessen Handschrift ist auch an dem Kopf deutlich zu erkennen, wobei die starke Geometrisierung der natürlichen Formen bereits auf den späteren Heerich verweist. Den Bezug auf die Welt des Organischen hat Heerich immer konsequenter zerschnitten. Ob seine begehbaren Skulpturen auf der Museums­insel Hombroich bei Neuss oder seine graphischen Arbeiten – immer wieder ist der Betrachter in eine kahle Welt der Geometrie geworfen. Freilich: Diese Welt ist nie steril, sie ist in sich spannungsvoll organisiert. Geometrisch in sich ruhend sind jeweils nur die Einzelelemente – Linien, Würfel, Netze –, die Räume im ganzen sind durchaus bewegt, voller überraschender Wendungen, sprunghaft. Heerichs Kunst-Welten sind darin paradoxerweise der Welt des Organischen durchaus verwandt – Heerich hat die Geometrie gleichsam be­lebt. Dies stiftet die Verwandtschaft von Katzenkopf und Heerichs späteren geometrischen Raumstudien: So wie Heerich die organische (Katzen-) Form in Geometrie auflöst, so öffnet er die Geometrie für organische Vielfalt. Beide Bewegungen konstituieren Räume, in denen perspektivische Gewohnheiten nicht mehr tragen: Der Katzenkopf wird zum Exempel; ein geometrischer Kunstraum erscheint als lebendes Wesen – unter der Hand verliert die Per­spektive in ihm die Funktion, die ihr im Allgemeinen zugeschrieben wird; nämlich ordnendes Prinzip von Räumlichkeit schlechthin zu sein – Perspek­tive erscheint vielmehr als schlagendes Herz des jeweiligen Raumkörpers.
Insofern ist Heerich kein philosophischer Magier, der unbekümmert durch selbst entworfene Räume des Wesenhaften spaziert. Er schafft vielmehr rätsel­hafte Oberflächen, in denen die Perspektive des Betrachters immer wieder ihrer eigenen Vorläufigkeit überführt wird. Die treibende Kraft ist demnach bei Heerich nicht Erkenntnisoptimismus, sondern Misstrauen gegenüber der Kraft der eigenen Wahrnehmung.

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Nr. 16
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 214, Abb. S. 213, Nr. 1.42
Ausstellungen
  • Erwin Heerich: Skulpturen, Zeichnungen, Entwürfe, Modelle, Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung, Düsseldorf, 21.09.2007 - 11.11.2007
Material/Technik:
Bronze
Maße:
Höhe 8 cm
Geographischer Bezug:
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., Schenkung Sonja Mataré, Meerbusch-Büderich
Verschlagwortung:
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.