Schöne kleine Schenkung aus Privatbesitz: ein abstraktes Bild der Malerin Lisa Hoever

Die Kolleg*innen des Museum Franz Gertsch in Burgdorf in der Schweiz – mit denen das Museum Kurhaus Kleve nicht nur durch seine „Silvia II.“ dauerhaft verbunden ist – haben sie als Geistesverwandte des großen Franz Gertsch erkannt und jüngst ausgestellt: die in Bern arbeitende Malerin und Graphikerin Lisa Hoever. Das Museum Kurhaus Kleve und sein Freundeskreis dürfen sich nun über eine starke abstrakte Position dieser Künstlerin für seine Sammlung freuen, die aus Kölner Privatbesitz zu ihnen gekommen ist und sich nahtlos in die vorhandene Sammlung einfügt. 

Die klein-, mittel- und großformatigen, farbstarken Werke der Malerin Lisa Hoever bewegen sich in einer Bandbreite von abstrakten bis figürlichen Darstellungen. Die Künstlerin arbeitet mit Öl, Aquarell und Mischtechnik auf Papier oder Leinwand. Ausgangs- und Bezugspunkt ihrer Arbeiten sind immer figürliche „Modelle“. Dabei handelt es sich seltener um Personen, sondern häufiger um getrocknete Früchte und Beeren, Blüten, Knospen, Blätter, Zweige, Äste, Gräser, aber auch Gefäße, Stoff­muster oder Verpackungsmaterial. 

Persönliche Gedankengänge bestimmen ihre Komposition immer mit: die Idee einer Doppelung, die Spiegelung eines Objekts oder einer Form, Partnerschaften und Gegensätze, etwas Florales oder ein Ornament, Linien und Punkte. In der Ausführung wird die Gegenständlichkeit jedoch häufig zugunsten von Farbe und Form aufgelöst. Lineare, zeichnerische Elemente und mehrschichtig aufgetragene oder gegossene Farbflä­chen treffen in den Werken der Künstlerin zusammen. 

Was entsteht, sind keine stilllebenhaften Darstellungen von Objekten mit klassischem Vorder- und Hintergrund – Lisa Hoever schafft vielmehr eigene Realitäten im Bild. Ihre Objekte verwandeln sich in bildwürdige Entitäten innerhalb des sie umfangenden Bildrands. Beim vorliegenden Blatt geht die Künstlerin an die Grenzen ihrer Technik, bei der sie das Papier auf dem Boden liegend bearbeitet und mit dünnflüssiger Farbe von mehreren Richtungen aus übergossen hat. 

Lisa Hoever wurde 1952 in Münster geboren und lebt seit 1988 in Bern. Sie studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Rolf Sackenheim und Alfonso Hüppi, dessen Meisterschülerin sie war, und war langjährige Dozentin an der Hoch­schule der Künste Bern HKB. Seit den späten 1970er Jahren übt sie eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Aus­land aus. So fand u.a. 2008 eine Retrospektive ihrer Arbeiten im Kunstmuseum Winterthur statt, 2021-2022 eine große Übersichtsausstellung im Museum Franz Gertsch in Burgdorf („Lisa Hoever. Nachmittagslicht“), für die vorliegende Arbeit als Edition entstanden ist.