Erwerbung von zwei Graphiken von Pia Fries für die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve

Sie waren in der Ausstellung „Zwischen Gestern und Morgen. Klasse Pia Fries“ (30. Oktober 2022 bis 19. März 2023) im Museum Kurhaus Kleve als Werke der Professorin zu sehen: die beiden Arbeiten aus der Serie „disloziert“, die nun durch den Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus den Erlösen der Verkäufe aus der Ausstellung für die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve erworben werden konnten.

Pia Fries besitzt schon seit Jahren eine Leidenschaft für die Arbeiten des Altmeisters Hendrick Goltzius (1558–1617), dessen Werke sie zum Vorbild nimmt, adaptiert und für eine heutige Lesart kulminiert. In beiden Werken wird der sich ausruhende Herkules mit verschiedenen Mitteln in Bewegung gesetzt. Teile des Kupferstichs werden vergrößert, fragmentiert, gedreht und neu angeordnet, so dass der antike Held buchstäblich aus dem Gleichgewicht kommt. 

Wie im Titel angedeutet, wird Herkules „disloziert“, was so viel wie „verschoben“ oder „außerhalb des eigentlichen Standortes“ bedeutet. Die gegenständliche Darstellung des Herkules durchläuft dabei eine Transformation durch verschiedene Medien. Die antike Skulptur wird zur Radierung und diese zum Siebdruck. 

Im Bildfeld wird die zentrale Perspektive teilweise aufgehoben, so dass die Darstellung zur Mehransichtigkeit mutiert. Verschiedene Aspekte der antiken Statue versammeln sich simultan auf einem Blatt. 

In der Arbeit „disloziert b“ verdichtet sich die Komposition durch das Übereinanderlegen von gedruckten und gemalten Elementen. Die Farbe ist teilweise gestisch, teilweise flächig aufgetragen und die stark vergrößerten Linien des Siebdruckes wirken an mancher Stelle fast schon abstrakt, trotz des gegenständlichen Motivs. 

Das Werk „disloziert f“ ist in seiner Farbigkeit zurückhaltender und in seiner Komposition ausgeglichener als die Arbeit „disloziert b“. Im Hintergrund verarbeitet die Künstlerin Elemente eines weiteren Kupferstichs, diesmal von Stefano della Bella, der eine waldige Landschaft erahnen lässt. Wieder kombiniert Pia Fries Gedrucktes mit Gemaltem und auch hier lässt sie ein spannendes Nebeneinander von Abstraktem und Gegenständlichem entstehen.

Detail am Rande: Die Vorlage, die Pia Fries für ihre Graphik nutzte, stammte aus der Sammlung des Museum Kurhaus Kleve, in der sich der historische Kupferstich „Herkules Farnese“ von Hendrick Goltzius ebenfalls befindet. Pia Fries digitalisierte ihn, um ihn in ihre Serie einarbeiten zu können. 

Das Museum Kurhaus Kleve freut sich sehr, nun zwei weitere Arbeiten der Künstlerin zu besitzen, die mit dem Museum Kurhaus Kleve verbunden ist wie kein Künstler und keine Künstlerin vor ihr. Bereits 1997 stellte sie im Museum Kurhaus Kleve aus. 2017 kehrte sie für eine große Doppelausstellung zurück, die sie erstmals überhaupt mit dem Altmeister zusammen zeigte, „Hendrick Goltzius und Pia Fries: Proteus und Polymorphia“. 2022 war sie in der großen Jubiläumsausstellung „Schatzhaus und Labor. 25 Jahre Museum Kurhaus Kleve“ zu sehen, 2022/2023 stellte sie die Werke ihrer Studierenden der Akademie der Bildenden Künste in München im Klever Museum aus.

Der Freundeskreis konnte bereits 2018 zwei kapitale Arbeiten von Pia Fries für die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve erwerben: das Diptychon „nemen/justis“, das seitdem zu den Höhepunkten der zeitgenössischen Malerei in der Klever Sammlung gehört. Es ist nur folgerichtig, dass nun zwei weitere, diesmal graphische Arbeiten angekauft werden konnten, die die Arbeit dieser wichtigen europäischen Malerin der Gegenwart in der Klever Sammlung weiter fundamentiert.