Zeichner*in und Kupferstecher*in (Ausführung): Hendrick Goltzius (1558–1617)
in der Manier von (nach): Lucas van Leyden (1494–1533)
Historischer Titel: Die Grablegung Christi, aus: Die Passion, Blatt 11 aus einer Folge von 12 Kupferstichen
Datierung: 1596 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: Hauptverz.-Nr.: 0400
Joseph von Arimathäa, Nikodemus und weitere Helfer legen den Leichnam Jesu Christi in einen Sarkophag in einem Felsengrab. Zur linken des Leichnams ist die zusammengekauerte Maria Magdalena zu sehen, die in sich versunken ist, seinen Arm hält und trauert. Dahinter sind klagende „Frauen aus Galiläa“ zu sehen. Eine hält ihrem Kind die Hände vor die Augen. Vorne liegen die herab genommene Dornenkrone und ein Salbgefäß am Boden. Auf einem Felsabsatz über der Mitte sind zwei Kinder zu erkennen. Links oben erscheint, in der Höhlenöffnung, ein Hirtenpaar.
Neben dem „Marienleben“ gehört „Die Passion“ zu den bekanntesten Stichfolgen von Goltzius mit religiösem Inhalt. Mit ihr thematisiert er den Leidensweg Jesu Christi und richtet sich mit der Wahl der Motivfolge gezielt an überkonfessionelle Adressaten. War unter dem spanischen König Philipp II nur der Katholizismus als Glaubensbekenntnis anerkannt, durften nach der Einführung eines „vorläufigen“ Religionsfriedens neben Katholiken auch kurzfristig Reformierte und Lutheraner ihre Religion frei wählen (in Antwerpen zumindest bis 1585; in Haarlem, wo sich Goltzius ab 1582 als Verleger etablierte, blieben die Reformierten auch über den Religionsfrieden hinaus an der Macht). Mit der Wahl der Passionsgeschichte, die sowohl unter Katholiken als auch Protestanten eine hohe Bedeutung genoss und zudem zu Goltzius Lebzeiten eine hohe Popularität besaß, sprach er bewusst einen breiten Kundenstamm an. Gewidmet hat er die zwölfteilige Serie Kardinal Federico Borromeo (1564-1631), einem – und dies war ein Novum – christliche Kunst fördernden Erzbischof in Mailand, der eine einflussreiche Persönlichkeit der Gegenreformation war. Eine dementsprechend deutlich sichtbare Kartusche mit Widmung ist im ersten Blatt der Folge angebracht, „Dem letzten Abendmahl“.
Der Stil der zwölfteiligen Serie entspricht dem Œuvre des Lucas van Leyden. Auch Einflüsse von Dürers Passionszyklus sind sichtbar. Während Goltzius’ Schaffen üblicherweise eine eher dramatischere Strichführung auszeichnet, die um Figuren und Hintergründe anschwillt, konzentriert er sich bei den vorliegenden Blättern auf ungewöhnlich dünne Linien, die er zu langen und geraden Schraffuren zusammenführt – ein Vorgehen, das sich auch bei van Leyden finden lässt. Obwohl Goltzius abermals versucht, sich mit den großen graphischen Künstlern seiner Zeit zu messen, sie vielmehr in Perfektion und Raffinesse zu übertreffen, darf nicht unerwähnt bleiben, dass er vor allem für van Leyden eine große Begeisterung pflegte. Für eine hohe Summe hatte er sogar ein Gemälde des Altmeisters erworben, „Die Heilung des Blinden von Jericho“ (1531); ebenso besaß er ein Glasbild, das dem Künstler zugeschrieben war und das er von Jan Saenredam eigens gravieren ließ.
- Otto Hirschmann, Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558-1617, zweite Auflage, Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1976, Nr. 31
- Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017
Blattmaß 208 x 135 mm
Beschriftung: bez. u.l. in der Ecke am Boden: 11.