Zeichner*in / Karikaturist*in (Ausführung): Walter Flinterhoff (1922 - 2013)
Serientitel: 14.11.1980
Beschreibender Titel: Doppelköpfiges (Politiker-) Pferd
Datierung: 1980 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 2003-II-II (0150)
Ein Schwert mit dem Aufdruck „Landes-CDU“ droht ein doppelköpfiges, mit J. (Jochen) van Aerssen beschriftetes Pferd zu spalten. Hintergründe dieser Karikatur sind das Leben und die Karriere des Politikers Jochen van Aerssen: Der in Kevelaer geborene Jochen van Aerssen, seit 1964 Mitglied der CDU, begann seine Karriere nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft sowie der Promotion zum Dr. iur. 1971 als Rechtsanwalt am Landgericht Düsseldorf, später war er freier Mitarbeiter bei der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer in der Abteilung für regionale Strukturpolitik, Öffentlichkeitsarbeit und Presse. Von 1970 bis 1976 gehörte van Aerssen dem nordrhein-westfälischen Landtag an, dort war er drei Jahre lang Vorsitzender des Ausschusses für Landesplanung, ab 1973 Mitglied des Landesvorstandes Rheinland als Beauftragter für Europa-Fragen; anschließend wurde er für zwei Wahlperioden (1976 - 1983) in den Deutschen Bundestag gewählt. 1976 und 1980 eroberte er im Kreis Kleve ein Direktmandat. Von 1977 bis 1989 Mitglied des Europäischen Parlaments mit Schwerpunkt außenwirtschaftliche Orientierung, bekleidete er zusätzlich ab 1970 die Ämter als stellvertretender Landesvorsitzender der Europa-Union, Vorsitzender der Deutsch-Niederländischen Kommission für Bildungs- und Hochschulpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen und war Mitglied des CDU-Kreis-Vorstandes Kleve sowie der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung. Die schnelle Karriere van Aerssens und die damit verbundene Mehrfachbelastung bargen jedoch große Gefahren: „Der fahrlässig inszenierte Sturm, mit dem ihn die Partei vorwärtstrieb - erst Landtag, dann Bundestag, dann zusätzlich Europaparlament -, ging eine unheilvolle Allianz mit van Aerssens Ehrgeiz und Selbstüberschätzung ein. Maßlos überhöhte die Partei sein Berufen-Sein für sozusagen alles und wählte ihn, unüberlegt, aber in eigener Verantwortung, in immer neue und höhere Ämter. Der sprachbegabte Mann, der in der Weltgeschichte umherreiste („Unser Mann in China“), verlor dabei jede Bodenhaftung. Das Doppelmandat war, nicht wie nach der Landtags- und Bundestagswahl, eine zeitweilige und bald zu reparierende Überschneidung zweier Mandate, sondern ein von den Parteizentralen in Bonn, Düsseldorf, Kleve und Kevelaer abgesegneter Auftrag. Die Reparatur kam viel zu spät: Das Aufknacken des Doppelmandats war der Bruch, von dem sich der von „Parteifreunden“ gedankenlos in seiner Selbstüberschätzung laufend bestätigte Jochen van Aerssen nicht mehr erholte. Auch seine Alkoholabhängigkeit war längst unübersehbar, sie und der politische Absturz endeten tragischerweise im Freitod des Politikers.“
(aus: Landtag.nrw.de)
(aus: blattus.de)
- Flint: Kle-Blätter, zum Strauß gebunden, Kleve: B. C. Koekkoek-Haus 2002
Blattmaß 109 x 136 mm
Beschriftung: Landes CDU (bez. o.M.)
Beschriftung: J. VAN AERSSEN (bez. M.)
Signatur: FLINT (bez. o.l.)