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Maler*in (Ausführung): Niele Toroni (1937)

Künstlertitel: L’escalier du musée

Datierung: 2002 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Inventar Nr.: 2002-07-07

Objektbeschreibung

„Abdrücke eines Pinsels Nr. 50, ‘Flecken von Malerei’, wenn du so willst (wobei die von Farbe be­deckte Oberfläche durch die Größe des haarigen Teils des Pinsels bestimmt ist, des Teils, der zum Malen da ist), die sich in regelmäßigen Abständen (30 cm) wiederholen und den gewählten Bildträger besetzen, wobei sie ihn sichtbar, lesbar lassen. Eine Mauer lesen. Warum nicht? An Dir ist es zu se­hen.“
(Zitat von Niele Toroni)

Die Malerei des 1937 in der Schweiz geborenen und seit den 1960er Jahren in Paris lebenden Künst­lers Niele Toroni ist Raum-Malerei. Wie schon Richard Long 2001 hat Toroni sich an Ort und Stelle über die Begebenheiten orientiert und im Rahmen einer Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve im Sommer 2002 mehrere Arbei­ten in situ geschaffen. An vier Stellen am und im Museum Kurhaus Kleve sind seine Wandmalereien noch zu sehen. Zwei Arbeiten finden sich im Inneren des Gebäudes: die erste, über drei Etagen sich erstreckende im zentralen Treppenhaus, die zweite oberhalb der zwischen Wandelhalle und Pinako­thek gelegenen Treppe ins Kellergeschoss. Die beiden anderen Arbeiten sind von der Dachterrasse im ersten Obergeschoss aus zu sehen: die eine an der östlichen Giebelrosette des Friedrich-Wilhelm-­Bades und die andere in einer leeren Nische an der Westfassade des ehemaligen Badhotels.

Niele Toronis Kunst steht seit den 1960er Jahren der Konzeptkunst und dem Minimalismus nahe. Am Anfang seiner Suche nach den Grundlagen der Malerei stehen 1965 die „Linos“ – bemalte Linoleumplatten, die er mit einem Raster aus Quadraten in zwei Farben überzog. An den „Linos“ ar­beitete Toroni damals regelmäßig von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Über die Erkenntnis, dass es aus­reicht, allein die Breitseite eines Pinsels auf eine Oberfläche zu setzen, um einen ähnlichen maleri­schen Effekt zu produzieren, und dass die Benutzung des Pinsels an sich schon ein malerischer Akt ist, fand Toroni zu den „Empreintes“, den Pinselabdrücken. Seither dominiert die pragmatische Seite der Malerei Toronis Arbeiten. Er nutzt die Möglichkeiten des Pinsels, des Malinstruments schlechthin, um genau das zu tun, was der Pinsel hergibt: Farbe auf einen Untergrund aufzutragen, Spuren auf einem Bildträger zu hinterlassen.

So sind seit 1966 die Abdrücke des Pinsels Nr. 50 die Konstante in Toronis Malerei. Der haa­rige Teil eines Borstenpinsels von 5 cm Breite wird eingefärbt und auf den Untergrund gedrückt. Was bleibt, ist ein individueller Abdruck des Malinstruments selbst, der daraufhin in peinlich genau 30 cm in derselben Farbe wiederholt wird. Auf diese Weise entstehen gegeneinander verspringende Reihen, die an den Rändern offen und theoretisch beliebig erweiterbar sind. Einer lyrischen oder expressiven Wirkung dieser Muster beugt Toroni vor, indem er das ideale Maß von 30 cm benutzt, das dem ein­zelnen Abdruck genügend Raum bietet, eine eigene Wirkung zu entfalten.

Malerei auf ihre Minimalfunktion reduziert kennzeichnet Toronis Arbeit nun schon seit über 40 Jahren. Daraus spricht das Interesse an den formgebenden Funktionen des Malinstruments an sich, an der Verwendung von Farbe ohne die Einbeziehung von Bildinhalten und an der Befreiung der Malerei von einem geschlossen Bildformat.

Er bricht mit fast allen Parametern der Malerei: Seine Malerei ist nicht Darstellung, sie ist nicht metaphysisch und nicht metaphorisch. Sie trägt keine „Handschrift“, keine Signatur und keine Titel. Am ehesten entspricht ihr noch der Begriff „Intervention“. Die Standardisierung des „Schaffens­prozesses“ erlaubt es Toroni nämlich, spontan auf räumliche Begebenheiten zu reagieren, sozusagen „dazwischen zu gehen, dazwischen zu kommen“. So kann er auf eine ganz bestimmte Wandfläche, auf den Raum und den architektonischen Stil reagieren. Dabei machen die unterschiedlichen Raumbe­schaffenheiten jedes Wandbild einmalig, der architektonische Kontext zählt. Toroni selbst sagt über seine Interventionen, es mache ihm Freude, die ersten Abdrücke auf der Wand stehen zu sehen und zu spüren, wie sich der Raum verändert. Dasselbe gilt für seine bemalten Wachstuchbahnen, Plakate und Leinwände, die als konventionelle Ausstellungsstücke in die Ausstellung gelangt sind: Auch ihnen kommt – je nach Raum und Hängung – eine immer andere Wirkung und Funktion zu.

Toroni thematisiert die Wahrnehmung, indem er Wandflächen bemalt, die auf diese Art wich­tig und bedeutungsvoll und vielleicht sogar erstmals wirklich wahrgenommen werden. Gerade in ei­nem Gebäude wie einem Museum hat diese Vorgehensweise eine durchaus sehr humorvolle Seite: Nicht nur zeigt sich die Malerei durch den Ausstellungsraum, sondern natürlich auch der Ausstel­lungsraum durch die Malerei – „eine Wand lesen“.

Kurzbeschreibung

Bei „L’escalier du musée“ handelt es sich um eine monumentale Wandmalerei im Treppenhaus des Gebäudeteils „Badhotel“ im Museum Kurhaus Kleve, bestehend aus roten Quadraten, die sich vom Erdgeschoss über den ersten Stock bis zum zweiten Stock erstreckt. Die roten Pinselabdrücke korrespondieren dabei perfekt mit den roten Gestaltungselementen in den historischen Fenstern des Treppenhauses.

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „Niele Toroni“, hrsg. v. Museum Kurhaus Kleve, aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (14.07.2002-05.01.2003), Kleve 2002, Abb. S. 167
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 223, Abb. S. 133, Nr. 1.139
Ausstellungen
  • Niele Toroni, 14.07.2002 - 05.01.2003
  • Original & Kontext. Die Sammlung analog + digital, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 30.10.2021 - 27.02.2022
Material/Technik:
Wandmalerei (Dispersionsfarbe)
Maße:
Bemalte Fläche: unten rechte Ecke ca. 2,55 x 1,4 m
Bemalte Fläche: unten linke Ecke ca. 2,9 x 1,4 m
Bemalte Fläche: Mitte rechte Ecke ca. 5 x 130 m
Bemalte Fläche: Mitte linke Ecke 5 x 0,7 m
Bemalte Fläche: oben rechte Ecke ca. 5 x 1,3 m
Bemalte Fläche: oben linke Ecke ca. 5 x 0,7 m
Geographischer Bezug:
Kleve (Entstehungsort)
Kleve (Standort)
Status:
Ausstellung
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Schenkung des Künstlers
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.