Unbekannter Künstler
Zeichner*in (nach): Wenzel Hollar (1607–1677)
Titel: Düren in der Vogelschau (nach Wenzel Hollar)
Datierung: 1634 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 1036
I 7 Düren aus der Vogelschau, 1634
Wenzel Hollar (Prag 1607-1677 London)
Radierung, 370 x 490 mm
Titel in Kartusche: Marcoduri Civitatis in Ducatu Iuliacensi, Negotiatione Inprimis Frumentaria Nobilis Genuina Delineatio (= Düren im Herzogtum Jülich, Zeichnung nach der Natur der durch den Handel mit Früchten vornehmen und berühmten Stadt)
Adresse: Wenceslas Hollar delineavit 1634
S. A. K 1036
Von Dürens Umgegend sind mehrere Zeichnungen von Hollars Hand bekannt. Sie entstanden auf der Rückreise des Künstlers aus den Niederlanden nach Köln im Jahre 1634, aber auch schon in den Jahren 1632/33 während seines Aufenthaltes in der Rheinstadt. Den Vogelschauplan schuf er 1634 für einen unbekannten Auftraggeber, vielleicht war es der Dürener Magistrat.
Von dem Wappen des Herzogtums Jülich-Kleve-Berg, der Grafschaften Mark und Ravensberg links und dem der Stadt Düren rechts oben eingerahmt, bietet sich Düren mit seiner Umgebung in steiler Aufsicht dar. Links ist der Verlauf der Rur zu verfolgen, die Hauptwege in die verschiedenen Himmelsrichtungen durchziehen das Umland. Die Mauern aus der Mitte des 13. und dem Ende des 15.Jahrhunderts umschließen die Stadt. Das Leben im Innern konzentriert sich auf den Plätzen Holzmarkt links oben, Kornmarkt mit der gotischen St. Anna-Kirche (Stadtmitte) und dem Hauptmarkt (ehemaliger Kornmarkt, Stadtmitte rechts). Hollar hat alle wichtigen Straßen und Gebäude in seiner Legende rechts bezeichnet. Im Titel wird Düren als eine durch ihren Früchtehandel berühmte Stadt apostrophiert.
1647 wurde das Blatt für die Merian’sche Topographia Westphaliae in vereinfachter Form nachgestochen. Das kurz nach dem Erscheinen von Hollars Vogelschauansicht in die Kämpfe des Dreißigjährigen Krieges hineingezogene Düren verlor 1646 seine Vorstädte. In der Topographia Merians erscheinen anstatt der zerstörten Vororte nur noch Grundrisse.
Düren, das seit dem 8. Jahrhundert um einen fränkischen Hof und eine spätere Königspfalz an einer Furt über die Rur entstand, wurde 1242 von Kaiser Friedrich II. an den Grafen Wilhelm IV. von Jülich verpfändet. 1542 wurde die Stadt in den Geldrischen Erbfolgekrieg hineingezogen, geplündert und zum großen Teil durch Brand zerstört.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 237, Abb. S. 237, Nr. I 7