Radierer*in (Ausführung): Simon Weynouts Frisius (1580–1629)
Autor*in (Mitarbeit): Petrus Bertius (1565–1629)
Beschreibender Titel: Ansicht von Kleve von Nordwesten aus, mit u.a. dem Galgenberg im linken Vordergrund, aus: Petrus Bertius, „Commentariorum Rerum Germanicarum libri III“, Amsterdam, 1616, S. 498
Historischer Titel: Comm. Rer. Ger M. IIL / Cleef
Datierung: um 1616 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAK 0160
Für diesen Stich von Kleve wurde nach Ansicht des Klever Historikers Friedrich Gorissen eine Vorlage des Simon Wynoutsz. de Vries, genannt „Frisius“, verwendet. Dieser um 1580 in Haarlem gebürtige Zeichner und Radierer war um 1614-1629 in Den Haag für verschiedene Verleger tätig, wie Hondius, Janszoon, Visscher und auch van den Keere. Er schuf Radierungen zu Baudartius „De Nassausche Oorloghen“. Nach Meurer soll die gleiche anonyme Hand (vielleicht van den Keere selbst), die für Bertius Aachen, Düsseldorf, Kleve und Wesel schuf, auch für Guicciardini gearbeitet haben.
Der Betrachter blickt hier vom Bellevue aus über die Windungen des Altrheins auf die von Mauern umgebene Stadt Kleve. Im Vordergrund ist die Richtstätte der Stadt zu sehen, dahinter der nach ihr benannte Galgenberg. Innerhalb der Stadtmauern sind Stadtmühle, Stiftskirche und die Burg mit Spiegelturm, Quartiersturm und Schwanenturm zu erkennen. Unterhalb des Burgberges liegt die Unterstadt mit Pulverturm und Holzbrücke und dem Dach der Minoritenkirche.
Den Text zu diesem Städtebuch verfasste Pieter de Bert, latinisiert Bertius (Beveren 1565-1629 Paris). Er betätigte sich als Theologe, Historiker und Geograph. 1618 wurde er von Ludwig XIII. von Frankreich zum königlichen Kosmographen ernannt. Seine vorhergehende Professur an der Universität Leiden musste er wegen theologischer Dissonanzen aufgeben. Er floh nach Frankreich, 1620 trat er dort zum Katholizismus über.
Der Städteatlas des Petrus Bertius erschien in mehreren Auflagen bei Jan Janszoon d.J. 1616 und 1632 wurde das Buch mit Karten und Bildern versehen, in der späteren Auflage mit leichten topographischen Abänderungen. Die meisten der 101 Städtebilder und 26 Karten sind nach Vorlage der Offizin Hogenberg, Sebastian Münsters und Wilhelm Dilichs (Hessische Chronik, Kassel, 1605) gestochen. Zum Teil wurden auch die Platten Pieter van den Keeres wieder benutzt. Janszoon d.J. verwendete die Illustrationen nochmals in späteren Ausgaben unter anderem Titel, so erschien 1619 „Praecipuarum Urbium Germaniae Superioris Iconismi & Effigies“ (ohne Text), 1620 erschien „Het Keyserryck Van Duytschland …“ unter dem Pseudonym des Laonico ab Aquȃvivȃ.
Das Werk zerfällt in drei Teile, Buch 1 enthält eine Topographie Deutschlands zur Römerzeit nach antiken Quellen, Buch 2 behandelt den Aufbau des deutschen Reiches mit Listen der Regenten, Buch 3 enthält in Wort und Bild die Beschreibung von 101 alphabetisch geordneten Städten.
- Gorissen, Friedrich: Conspectus Cliviae. Eine rheinische Residenzstadt in der niederländischen Kunst des siebzehnten Jahrhunderts, hrsg. mit Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland, Kleve 1964, Abb. Abb. neben Nr. 75, Nr. 75
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 232f, Abb. S. 233, Nr. I 4a
Blattmaß 184 x 234 mm
Nummerierung: 498 (bez. o.l.)