Drucker*in / Verleger*in (Ausführung): Romeijn de Hooghe (1645–1708)
Beschreibender Titel: Romeijn de Hooghe: Aesop in Europa
Historischer Titel: Aesopus in Europa
Datierung: 1738 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Buch
Inventar Nr.: SAB 0107
Der niederländische Herausgeber von Flugblättern und Illustrator Romeijn de Hooghe veröffentlichte in den Jahren 1701 und 1702 anonym bei Sebastian Petzold in Amsterdam erstmalig diese Reihe von 40 jeweils achtseitigen Pamphleten über die politischen Vorgänge in Europa. Die Folge, die zunächst wöchentlich erschien, wurde später in einem Band zusammengefasst. Jede der Flugschriften ist auf der Titelseite mit einer allegorischen Darstellung geschmückt. Die Texte sind im allgemeinen als fiktive Gespräche zwischen Zeitgenossen konzipiert, die die Ereignisse am Vorabend des Spanischen Erbfolgekriegs kritisch wiedergeben.
Romeijn de Hooghe, der hier als Illustrator und wahrscheinlich auch Verfasser wirkte, ließ seine Protagonisten als Tiere in Fabelerzählungen auftreten, die nach dem Vorbild des römischen Dichters Aesop entworfen sind. Der Künstler, ein Parteigänger des Statthalters Wilhelm III. von Oranien richtete sich mit seinen Pamphleten gegen Ludwig XIV. und seinen Hof. Möglicherweise verfasste er die Schriften als Antwort auf Eustache Le Noble, der im Dienste Ludwigs XIV. seit 1688 satirisch-politische Serien auf Wilhelm III. herausgab.
Das Titelblatt der ersten Ausgabe des Aesopus leitet in die Thematik ein. Um das Grab des Aesop haben sich fünf Tiere versammelt, die jeweils stellvertretend für die im Streit befindlichen Nationen stehen. Die Sonne hinter dem Tiger auf der linken Seite weist diesen als Personifikation des Sonnenkönigs Ludwig XIV. aus. Ihm stehen auf der rechten Seite seine Gegner, der Löwe für die Niederlande, das Einhorn für England, der Elefant im Hintergrund für Dänemark und die Katze (für?) gegenüber. Das spanische Wappen, das der Tiger in den Pranken hält, und der Sarkophag Karls II. von Spanien, der mit dem Orden vom Goldenen Vlies dekoriert ist, deuten auf den Zankapfel hin: die spanische Erbschaft.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 158 f., Abb. S. 158, Nr. F 2