Drucker*in / Verleger*in (Mitarbeit): Johann Georg Freiherr Cotta von Cottendorf (1796–1863)
Autor*in (Ausführung): Sulpiz Boisserée (1783–1854)
Beschreibender Titel: Sulpiz Boisserée: Monumente der niederrheinischen Architektur vom 7.-13. Jahrhundert
Historischer Titel: Monuments D’Architecture Du Septième Au Treizième Siècle Dans Les Contrées Du Rhin Inférieur.
Datierung: 1842 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Buch
Inventar Nr.: SAB 0142
Bei dem Sohn des Goethe-Verlegers Johann Friedrich Cotta erschien 1833, zunächst in deutscher Sprache, dieses Werk des Kölner Kunstsammlers und -wissenschaftlers, Sulpiz Boissenée (1783-1854), über die mittelalterliche Architektur am Niederrhein. Der aus einer Kölner Kaufmannsfamilie stammende Autor gilt als einer der Begründer des Verständnisses für die mittelalterliche Kunst im romantischen Deutschland. Gemeinsam mit seinem Bruder Melchior und dem Juristen Bertram begann Sulpiz 1802 aus den durch die Säkulariation verwüsteten Kölner Kirchen Kunstwerke zu retten und begründete damit eine der bedeutendsten Sammlungen mittelalterlicher Kunst in Deutschland. Die Gebrüder Boisserée gewannen einige ihrer großen Zeitgenossen wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schlegel für den Erhalt und die Erforschung der Kunstzeugnisse des Mittelalters einzutreten. Ihre Sammlung wurde schließlich vom bayrischen König Ludwig I. für dessen neugegründete Alte Pinakothek erworben, nachdem sie seit 1810 in Heidelberg ausgelagert war. Sulpiz Boisserée ging zunächst nach Heidelberg, dann nach München, wo er 1835 von Ludwig zum Generalkonservator der plastischen Denkmäler Bayerns ernannt wurde. 1838 kehrte er als preußischer Geheimer Hofrat in das Rheinland zurück.
Als Höhepunkt der Tätigkeit des Sulpiz Boisserée gelten seine Bemühungen zur Vollendung des seit dem 16. Jahrhundert Bauruine gebliebenen Kölner Doms. Seit 1808 hatte er die Zeichner Maximilian Heinrich Fuchs und Domenico Quaglio mit der Bestandsaufnahme der Kathedrale und den Plänen zum Weiterbau beauftragt. Er selbst entwickelte das ikonographische Programm für den Skulpturenschmuck des Langhauses und der Portale. Nach dem Auffinden weiterer Originalpläne und der Gewinnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. für das Projekt, konnte 1823 mit dem Weiterbau der Kathedrale begonnen werden. Als Ergebnis seiner Arbeiten gab Boisserée im gleichen Jahr im Verlag Cotta zwei umfangreiche Werke über den Kölner Dom nach Zeichnungen Quaglios und Fuchs’ heraus. Auch der Prachtband über die niederrheinische Architektur enthält Illustrationen dieser Künstler. Domenico Quaglio war ursprünglich Hoftheatermaler in München (1804-1814) und bildete sich auf zahlreichen Reisen durch Mitteleuropa in der Architekturmalerei aus. Quaglio war einer der Mitbegründer des Münchner Kunstvereins 1823. Im gleichen Jahr wurde er von Kronprinz Maximilian mit der Wiederherstellung der Ruine Hohenschwangau betraut. Als Lithograph ist Quaglio durch zahlreiche Buchveröffentlichungen der Romantik bekannt. Der Kölner Architekturzeichner Maximilian Heinrich Fuchs spezialisierte sich auf Zeichnungen im gotischen Stil und erwarb sich als Gemälderestaurator einen Namen.
Domenico Quaglio zeichnete die Vorlage zur Nordwestansicht des Quirinusmünsters in Neuss von 1833 (s. Abb.). Er nahm einen Wiederherstellungsversuch der Türmebedachung vor. Nach dem Brand der Stiftskirche 1741 war der zerstörte Spitzhelm des Vierungsturms durch die heute noch bestehende Kuppel ersetzt worden. Das zerstörte Dach des Westturms wurde nicht wieder aufgebaut.
Das wohl um 825 gegründete Benediktinerinnenkloster entwickelte sich mit dem Besitz der Reliquien des heiligen Quirinus zu einem Wallfahrtszentrum am Niederrhein. Nach mehreren Vorgängerbauten, die auf römische Anfänge zurückgehen, folgte im 13. Jahrhundert ein völliger Neubau der Kirche, wie er sich heute im Großteil nach Restaurierungen nach 1881 und nach 1945 darstellt.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 227, Abb. S. 227, Nr. H 42