Autor*in (Ausführung): Everhard Wassenberg
Beschreibender Titel: Emmerich
Historischer Titel: Embrica: Sive Urbis Embricensis Descriptio. Libri Tres.
Datierung: 1667 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Buch
Inventar Nr.: SAB 0115
Everhard Wassenberg (Emmerich 1610 bis nach 1672 unbekannt), der Verfasser dieser ältesten Geschichte der Stadt Emmerich, war an der Emmericher Jesuitenschule und am Jesuitengymnasium in Köln erzogen worden und hatte an der Universität Löwen studiert. Er trat 1640 in den Dienst des polnischen und schwedischen Königs Wladyslaw IV. Zuvor hatte er sich bereits mit einem Geschichtswerk über den Dreißigjährigen Krieg hervorgetan. Am Hofe des Polenkönigs begründete er seinen Ruf als Panegyriker (= Lobredner). Von seinem Herrn wurde er zum Hofgeschichtsschreiber ernannt, später erhielt er als besondere Auszeichnung die goldene Kette. 1652 ging Wassenberg an den Wiener Kaiserhof. Hier schrieb er u. a. Lobgesänge auf den Zug des Erzherzogs Leopold gegen die Calvinisten in den Niederlanden. Er verfasste auch eine Eloge auf den Kurfürsten Friedrich Wilhelm, den er als „Hercules des Römischen Reiches“ betitelte. 1660 kehrte der erfolgreiche Autor nach Emmerich zurück. In seiner Einleitung zur Embrica nennt er seine Auftraggeber für die Geschichte seiner Vaterstadt: den Emmericher Bürgermeister Rademacher und den Rat der Stadt. 1665 wurde das Werk von dem protestantischen Verleger Tobias Silberling in Kleve gedruckt. Wassenberg weilte inzwischen in Aachen, wo er wahrscheinlich in Diensten des französisch-spanischen Friedenskongresses von 1688 stand. Im Jahre 1672 verfasste er Flugschriften gegen den französischen König Ludwig XIV. Wo und wann er den Tod fand, ist nicht bekannt, möglicherweise in Danzig, wo die meisten seiner Werke veröffentlicht wurden.
Der Autor gliederte sein Werk in drei Bücher, das erste behandelt die weltliche Geschichte aus germanischer und römischer Zeit. Im zweiten Teil folgt die Kirchengeschichte der Stadt Emmerich. Im dritten Buch beschreibt er die Erhebung zur Reichsstadt 1233, die Zeit unter den Grafen von Geldern und Zutphen und die Verpfändung an den Grafen Johann von Kleve 1355. Den städtischen Privilegien widmete Wassenberg zwei ganze Kapitel und machte damit sein Werk zum Denkmal des Selbstbewusstseins der Stadtregierung Emmerichs, die mit dem Bürgermeister Rademacher eine entscheidende Rolle 1660/61 bei den Streitigkeiten zwischen den klevischen Ständen und dem brandenburgischen Kurfürsten spielte. Das Manuskript zur Embrica ist verloren, der Text wurde später von den Herausgebern in Wassenbergs Abwesenheit im Sinne des protestantischen Rates der Stadt verfälscht.
Der Originalausgabe ist ein Vogelschauplan der Stadt beigegeben (s. Abb.), der von dem im 17.Jahrhundert in Köln tätigen C. G. Stich geschaffen wurde. Oben links und rechts stehen das alte Siegel der Stadt mit den Stadttürmen, rechts das neue Siegel mit dem Eimer (Anspielung auf den Namen Emmerich). Der Künstler hat unter das Siegel links eine Widmung an den Bürgermeister Rademacher, rechts ein lateinisches Lobgedicht auf die Stadt eingesetzt.
Der Plan zeigt das Stadtbild, eingefasst von den Befestigungsanlagen der holländischen Garnison, die 1614-1672 in Emmerich stationiert war, und dem 1665 geschliffenen Fort Oranien auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Unten links ist eine Tafel mit Auflistung der Gebäude und Straßen beigefügt, darunter die beiden Hauptkirchen der Stadt, St. Martini (32) und St. Aldegundis (13).
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 207, Abb. S. 208, Nr. H 24