Autor*in (Ausführung): P. Vincenzo Maria Coronelli (1650 - 1718)
Beschreibender Titel: Vincenzo Maria Coronelli: Schauplatz des Krieges, 1706
Historischer Titel: Tetro Della Guerra, In cui sono esattamente delineate, e compendiosamente descritte sin l’Anno M.D.CC. le XVII. Provincie Del Belgio …
Datierung: 1706 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAB 0035
Der Franziskanerpater Vincenzo Maria Coronelli (Venedig 1650 bis 1718 unbekannt} gilt als der bedeutendste italienische Geograph des 17. Jahrhunderts. 1688 gründete er die erste geographische Gesellschaft der Welt, die ,,Acadcmia degli Argonauti“ in Venedig. 1701 bis 1704 war er der General des Minoritenordens. In Paris 1681-1683 baute er für Ludwig XIV. Globen (ein Riesenglobus befindet sich in der Bibliotheque Nationale in Paris). In seine Heimatstadt Venedig zurückgekehrt, wurde er zum Cosmographus Publicus der Republik Venedig ernannt. Coronelli schrieb zahlreiche historische und geographische Werke, so einen auf 50 Bände konzipierten Kartenatlas Biblioteca Universale, eines der ersten Konversationslexika, von dem nur sieben Bände (bis 1701) erschienen. Reisen führten ihn durch ganz Europa. Kurz vor seinem Tode rief ihn Kaiser Karl VI. 1718 nach Wien, wo er ihn zum Direktor der österreichischen Flüsse ernannte und beauftragte, die Save bei ihrer Einmündung in die Donau oberhalb Belgrads umzuleiten.
Eine Reise nach London, aus Anlass der Thronbesteigung Wilhelms III. von Oranien, führte Coronelli 1689 mit Gesandten der venezianischen Republik ins Rheinland und in die Niederlande. In seiner Reisebeschreibung stellt er die Städte von Frankfurt bis Dordrecht vor (Viaggi del P. Coronelli. Venedig, 1697). Auf diesen Unterlagen fußt auch das Teatro della Guerra. Es gehört zu einer geplanten Gesamtdarstellung der Kriege in Europa, in 48 illustrierten Büchern, von der aber nur 40 Bände erschienen (Teaero della guerra diviso in 48 parti. Venedig, ab 1696).
Der Bildteil, der auf Coronellis Beschreibung der Provinzen folgt, enthält ca. 100 Festungen in Grundriss oder Ansicht nach älteren Vorlagen (Hogenberg, Blaeu, Guicciardini u. a.), topographisch
nach Provinzen, Herzogtümern und Grafschaften geordnet.
Auf Tafel 93-97 wird das Herzogtum Geldern abgehandelt mit Ansichten und Grundrissen von Roermond, Wageningen, Breedevoort, Geldern, Wachtendonk, Venlo, Harderwijk, Groenlo und Stevensweert.
Die Ansicht von Wachtendonk entstammt der Städtebeschreibung von Guicciardini. Sie geht auf einen Stich Pieter van den Keeres (Kaerius) zurück. Der Grundriss stammt aus Joan Blaeus Städtebuch. Die Ansicht zeigt die Stadt von Osten mit den starken, von den Niederländern errichteten Befestigungswerken, eingefasst von Niers und künstlichem Wassergraben. Links, südlich der Stadt, ist die Burg der Herren von Wachtendonk gelegen. Sie wurde erstmalig im 12. Jahrhundert erwähnt. lm Stadtbild rechts treten die Türme der Pfarrkirche St. Michael (Ende des 14. Jahrhunderts) und des Franziskanerinnenklosters (1. Hälfte des 15. Jahrhunderts) hervor.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S.132 f., Abb. S. 133, Nr. D7