Autor*in (Ausführung): Bartholomé de las Casas (1484–1566)
Verleger*in (Mitarbeit): Gillis Joosten Saagman (1619 - 1704)
Beschreibender Titel: Bartholomé de las Casas: Spiegel der spanischen Tyrannei, 1552 / 1620 / 1667Spiegel der spanischen Tyrannei
Historischer Titel: De Groote Spaensche Tiranye of het Cleine Martelaers-Boek/ …
Datierung: 1667 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAB 0032
Seit den französischen Glaubenskriegen war der „Katalog der Greueltaten“, die an Andersglaubenden verbrochen wurden, Thema vieler Schriften. Im Jahre 1552 erschien erstmals der Bericht des spanischen Dominikaners, Kämpfers für lndianerrechte, Reformators des Missionswesens und späteren Bischofs von Chiapa (West-Indien), Bartholomé de las Casas (Sevilla 1474 bis 1566 Madrid), der die Verbrechen seiner Landsleute an den Einheimischen anklagte. Er wurde zum Bestseller unter den Gegnern spanischer Politik und erlebte in den folgenden Jahrzehnten, aktualisiert durch die niederländischen Befreiungskriege, mehrere Auflagen in französischer, niederländischer, englischer und lateinischer Sprache, die zum größten Teil illustriert waren (erstmals durch Theodor de Bry, Lüttich 1528-1598, Frankfurt a. M., 1598/99). Auch Claes Jansz. Visscher d.J. edierte 1620 eine Illustrationsfolge (Spiegel der Spaensche Tiranye in Nederlandt, s. Muller, Historiep]aten: Nr. 513 a und Simon, Visscher: Nr. 217). Als Reaktion auf die Gewaltherrschaft der Spanier gab man in den Niederlanden eine Neuauflage und gleichzeitig Fortsetzung dieses Buches heraus, De Groote Spaensche Tiranye in de Nederlanden, eine Aufzählung der spanischen Grausamkeiten seit 1518. Sie erschien bei den Verlegern Jan Evertsz. Cloppenburg d.J. (1620 und 1638) und Cornelis van der Plasse (1620 und 1621) aus Anlass des zu Ende gehenden zwölfjährigen WaffenstiIlstandes. 1620 gab Cloppenburg, Verleger hauptsächlich calvinistischer Schriften, auch die hier vorliegende französische Ausgabe heraus.
Neben den Ereignissen in den Niederlanden berichtet das Büchlein auch über den Einfall des spanischen Heerführers und Admiranten von Aragonien, Don Bernardino de Mendoza, in das niederrheinische Gebiet im Jahre 1598. Die Abbildung zeigt die Eroberung der Burg Broich bei Mülheim an der Ruhr und die Ermordung des Grafen Wyrich van der Broich durch die Spanier (links) sowie den Raubzug Mendozas durch das klevische Land (rechts). Die Burg Broich war unter dem Grafen Wyrich ein Stützpunkt der Reformierten. Hier fanden geheime Beratungen zum Ziel einer Allianz zwischen Brandenburg und den Generalstaaten statt.
Das Thema spanische Grausamkeiten blieb auch im weiteren Verlauf des Jahrhunderts aktuell. 1667, im Jahr des Einfalls Ludwig XIV. in die Niederlande, erschien eine weitere Ausgabe der Spaensche Tiranye bei dem Amsterdamer Verleger Gillis Joosten Saeghman, der einen sogenannten „Groschenheft-Verlag“ führte. Er erweiterte den Text um aktuelle Ereignisse. Die Kupfersticbtafeln wurden aus der Cloppenburg-Ausgabe übernommen oder spiegelverkehrt nachgestochen.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 116 f., Abb. S. 117, Nr. C 11