Wissenschaftliche Forschungsvolontärin des Landes Nordrhein-Westfalen 2023-2024 für die Ewald Mataré-Sammlung: Annemarie Gareis

Nach 2019 lotete das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen 2022 zum zweiten Mal in Folge das Programm „Forschungsvolontariate Kunstmuseen NRW“ aus, mit dem es die kunsthistorische Arbeit an Museen in NRW gezielt mit den Kernaufgaben des Sammelns und Forschens unterstützen möchte. Mit dem Programm werden die Aufarbeitung von Ausstellungs- und Sammlungsgeschichten unterstützt und eine junge Generation von Nachwuchswissenschaftler*innen in die Museen eingebunden.

Nachdem das Museum Kurhaus Kleve bereits beim ersten Durchgang vom Programm profitierte (siehe ->hier), bewarb es sich auch beim zweiten Aufruf erfolgreich, und zwar für die Bearbeitung der durch das Ableben und Vermächtnis von Sonja Mataré 2020 und die Schenkung von Guido de Werd 2021 fundamental erweiterten Ewald Mataré-Sammlung.

Für diesen wichtigen Aufgabenbereich konnte die Kunsthistorikerin, Kulturwissenschaftlerin und -vermittlerin Annemarie Gareis M.A. aus Herford gewonnen werden, die das Team des Museum Kurhaus Kleve für die nächsten zwei Jahre bereichern und unterstützen wird. 

  • Über die neue wissenschaftliche Forschungsvolontärin Annemarie Gareis

Annemarie Gareis wurde 1994 in Herford geboren. Sie studierte Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Kulturvermittlung an den Universitäten und Hochschulen im deutschen Hildesheim, im italienischen Bologna und in Caldas da Rainha in Portugal. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie über die Fluxus-Künstlerin Yoko Ono, ihre Abschlussarbeit über körperliche Transformationsprozesse in der zeitgenössischen Performancekunst. 

2015 absolvierte Annemarie Gareis bereits ein wissenschaftliches Praktikum im Museum Kurhaus Kleve, bei dem sie das Privileg hatte, Sonja Mataré persönlich im Atelierhaus ihres Vaters Ewald Mataré in Meerbusch-Büderich kennenlernen zu dürfen. Sie arbeitete damals maßgeblich im Bereich der Ausstellungsorganisation und Katalogproduktion für „Ewald Mataré: Berliner Jahre“ (29.03.–28.06.2015) mit, wobei sie zzgl. an der Fertigstellung des Werkverzeichnisses der Aquarelle von Ewald Mataré involviert war, das neben dem Katalog ebenfalls zu dieser Ausstellung erschienen war.

Diese positiven Erfahrungen von 2015 bewogen Annemarie Gareis nach dem Abschluss ihres Studiums 2022 dazu, ihr wissenschaftliches Volontariat zum Berufseinstieg abermals in Kleve zu absolvieren. Bei der öffentlichen Stellenausschreibung setzte sie sich gegen alle anderen Mitbewerber*innen durch und erhielt von der Stadt Kleve den Zuschlag für die Stelle.

  • Über Ewald Mataré und seine Sammlung in Kleve

Ewald Mataré (1887–1965) gehört zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Werke befinden sich in zahlreichen Museumssammlungen und an öffentlichen Orten. Mataré war Maler, Graphiker und Bildhauer. Seine Tierdarstellungen, bei denen die Kuh eine zentrale Rolle spielt, zeichnen eine absolute Klarheit in der Form und eine unerschöpfliche Erfindungskraft aus. Sie nehmen in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts einen singulären Platz ein.

Die Präsentation und wissenschaftliche Aufarbeitung des facettenreichen Werks von Ewald Mataré gehören zu den Grundpfeilern der Arbeit des Museum Kurhaus Kleve, das die Ergänzung „Ewald Mataré-Sammlung“ in seinem Titel trägt. 1988 überließ die Tochter des Künstlers, Sonja Mataré, dem Museum der Stadt Kleve einen substantiellen ersten Teil des sich nach dem Tod Ewald Matarés 1965 in ihrem Besitz befindlichen Œuvres. Diese Werke bildeten den Grundstock für die Sammlung des neuen Museum Kurhaus Kleve, das 1997 eröffnete. Nicht nur Mataré, sondern auch das Werk seiner Schüler, u.a. Joseph Beuys und Erwin Heerich, ist heute in der Sammlung dieses Museums mit bedeutenden Arbeiten vertreten. 

2020 und 2021 wurde die Ewald Mataré-Sammlung im Museum Kurhaus Kleve fundamental erweitert. Die Tochter des Künstlers, Sonja Mataré, starb am 7. Oktober 2020. Testamentarisch verfügte sie als Vermächtnis an den Freundeskreis des Museums eine hochbedeutende Schenkung. Diese besteht u.a. aus 45 Skulpturen und keramischen Arbeiten, 222 Holzschnitten und einem umfassenden und eindrucksvollen Archiv über Ewald Mataré, das u.a. die originale Korrespondenz des Künstlers mit Zeitgenossen, Künstlerkolleg*innen, Sammler*innen, Galerien, Museen usw. enthält – wie auch die handgeschriebenen Tagebücher Matarés aus den Jahren 1915 bis 1965, die nicht nur über seine eigene Person wertvolle Informationen liefern, sondern auch ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument darstellen.

In ihrem Testament hat Sonja Mataré den Gründungsdirektor des Museum Kurhaus Kleve, Guido de Werd, zum Alleinerben für den zweiten, nicht durch das Vermächtnis gebundenen Teil ihrer Hinterlassenschaft bestimmt. Den verbliebenen künstlerischen Nachlass sowie die originale Atelier-Einrichtung schenkte dieser dem Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung. Die Schenkung umfasst 263 Skulpturen, 63 Druckstöcke, 455 Zeichnungen und Entwürfe, 101 Aquarelle, 3 Gemälde sowie 20 „Kunst am Bau“-Entwürfe in Originalgröße. Darüber hinaus umfasst die Schenkung auch noch 226 Werke anderer Künstler*innen aus dem Besitz von Ewald und Sonja Mataré. 

Das Vermächtnis von Sonja Mataré und die Schenkung von Guido de Werd – bereichert durch zahlreiche Erwerbungen in den vergangenen Jahrzehnten – haben dazu geführt, dass sich das umfassende und eindrucksvolle Œuvre Ewald Matarés nun zu zwei Dritteln in Kleve befindet, was eine opulente Konzentration des Werkes dieses Künstlers in der Klever Sammlung darstellt. 

  • Aufgaben in den nächsten zwei Jahren

2021 und 2022 hat das Museum Kurhaus Kleve eine erste, rudimentäre Erfassung dieses eindrucksvollen Neubestands durchgeführt und die Kunstwerke erfasst, photographiert und gelistet. Damit ist die Arbeit an diesem hoch bedeutenden Konvolut jedoch bei weitem nicht abgeschlossen.

Darüber hinaus muss eine wissenschaftliche Aufarbeitung und Einordnung der Kunstwerke stattfinden wie auch eine Ersterfassung der hochbedeutenden Dokumentation des Künstlers. Ferner müssen erforderliche restauratorische Maßnahmen an mehreren Skulpturen (vorwiegend originalen Gipsen, die nunmehr in nahezu vollständiger Zahl im Museum enthalten sind) sowie an fast allen 20 „Kunst am Bau“-Entwürfen initiiert und begleitet werden.

Die Ergebnisse sollen im Rahmen einer umfassenden Ausstellung Ende 2024 / Anfang 2025 der Öffentlichkeit präsentiert werden, die die Person und das Werk von Ewald Mataré in ein gänzlich neues Licht stellen werden und zu der ein mehrbändiger Bestandskatalog erscheinen soll. 

All diese komplexen Aufgaben der Sammlungserfassung und -pflege, der Ausstellungsplanung und -umsetzung sowie der Katalogproduktion sollen im Rahmen des wissenschaftlichen Forschungsvolontariats Kunstmuseen NRW – Sammlungsforschung durch das wissenschaftliche Team des Museums unter der maßgeblichen Mithilfe von Annemarie Gareis erfolgen.