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Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)

Künstlertitel: Das brennende Köln

Alternativer Titel: Der Brand von Köln

Datierung: 1953 (Entwurf)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 1988-05-084

Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 433a

Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 401a

Beschreibung

WIE SODOM BRENNT KÖLN: Es war immer lustig, wenn er kam und sich das anguckte und sagte: Ja, jetzt brennt es, jetzt brennt es, au ja, jetzt brennt es’, erinnerte sich Joseph Beuys an seinen Lehrer Mataré, als er die Entwürfe des Professors verwirklichen sollte. Mataré hatte 1947 den Auftrag erhalten, die Portale des Kölner Doms neu zu gestalten. Nach der ersten Euphorie erkannte Mataré die Schwierigkeit der Aufgabe. Da war zum einen die kurze Zeitspanne, die ihm bis zur Wiedereinweihung des Domes im August 1948 blieb, und es war zum anderen die Dominanz der aus seiner Sicht „schlechten und ungefühlten“ gotischen Fassade. Mataré beschloss, „dass ich gegen den stark plastischen Schmuck über den Türen nicht ankomme, und daher […] mit großen glatten Flächen arbeite, in die sich dann ein Lineament aus Ornament und figuraler Darstellung“ schneidet. Der Bildhauer wollte „den im Volke noch vorhandenen Sinn für die religiöse Lehre deutlich […] erhalten“ und deshalb unproblematisch vorgehen: „Wählte nicht Goethe zum Versmaß seines Fausts gerade den ganz einfachen Volks­reim. \Vas ich tun muss ist, die gegebenen Dinge in ein derzeitiges Form­gefühl zu fassen und so neu zu erleben“.
Es entstanden die Bischofs- und die Papsttür und schließlich 1953 die Pfingsttür mit dem brennenden Köln als großem Bronze-Flachrelief. Köln ist der irdische Gegensatz zum himmlischen Jerusalem, das auf der Supra­porte steht. Auf dem linken Türflügel kniet: Noah, darüber die Taube als Zeichen des Friedensbundes mit Gott.
Auf der rechten Tür brennt die Domstadt: Von Gott abgewandt, kommt über die Stadt das Verderben wie einst über Sodom. Nur der Dom als Zeichen Gottes steht unversehrt inmitten der lodernden Flammen, die in langen Zungen aus den Häusern schlagen: Reiche Beute für den Tod, für den Teufel als Verführer der Menschheit. Er schwebt als Knochenmann oben rechts in dem Relief, in der linken Hand die Bombe, die rechte zum Hitler­gruß erhoben. Der einzige Abguss dieser Platte für den deutschen Pavillon der Weltausstellung 1967 in Montreal, ist im Klever Museum zu sehen.
Mataré vereinte hier wieder zwei wichtige Elemente seiner Formensprache. Zum einen die streng ornamentalen Muster (etwa die Häuser mit ihren Fenstern), zum anderen aber die naturalistische Wirkung der lodernden, fressenden Flammen, die durch das Ornament hindurch brennen und trotz allem Durcheinander einer geheimnisvollen Ordnung folgen. Das Relief verweist auch auf Joseph Beuys, der sehr intensiv gerade an diesen Türen mitarbeitete. Er schuf u. a. aus einem DIN A-4-Entwurf das Relief und schnitt in Gips den Brand, den Mataré aus einem alten Holzschnitt ent­wickelt hatte.

Objektbeschreibung

Auf der Supraporte anstelle des beabsichtigten Motivs des „Verlorenen Sohnes“, das vom Domkapitel gewünschte „Himmlische Jerusalem“. Der linke Türflügel zeigt den Regenbogen mit der Taube als Zeichen des Friedensbundes zwischen Gott und den Menschen. Darunter der kniende Noah, der den ersten Weinstock pflanzt. Im Hintergrund die Arche. Das Hauptmotiv des „Brennenden Köln“ ist als Flachrelief in graphischer Manier gebildet und schafft den Bezug zur Gegenwart. Nur der Dom als Sinnbild der Kirche steht unangetastet zwischen der in Flammen stehenden Stadt Köln des Jahres 1945. Oben rechts der Knochenmann mit der Bombe, den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben. Die einzelnen Embleme der „Pfingsttür“ sind streng aufeinander bezogen. Die himmlische Stadt steht der irdischen gegenüber, wie die Sintflut des Alten Testaments der Zerstörung durch den Krieg in heutiger Zeit entspricht. Doch über allem der vergoldete Regenbogen des Friedensbundes. Ursprünglich war der Regenbogen in Mosaik gestaltet, da sich jedoch die Steine lösten, wurde dieser Teil ersetzt, neu vernietet und vergoldet. Die Türklinke ist als Phantasieungeheuer geformt (B. 18 cm).

Literatur
  • Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, S. 242, Abb. S. 242, Nr. 401
  • Dr. Christoph Stiegemann: Ewald Mataré - Christliche Themen im Werk des Künstlers, im Auftrag des Erzbistums Paderborn, Paderborn 1995, S. 137, Abb. S. 97, Nr. 46a
  • Ganter, Herbert: „Begegnungen mit Ewald Mataré“, hrsg. v. Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve 1996, S. 70, Abb. S. 70
  • Hanns Theodor Flemming: Ewald Mataré, München: Prestel 1955, Nr. 70
  • Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Nr. 5
  • Geißelbrecht-Capecki, Ursula / de Werd, Guido: Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus u. Koekkoek-Haus e.V., Kleve 1997, Nr. 95
  • Peter Keller, Ewald Mataré in Salzburg, Salzburg, Dommuseum 2007, Nr. 47
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 344, Abb. S. 339, Nr. 3.53
  • Leonie Becks: Ewald Mataré und der Kölner Dom, Verlag Kölner Dom 2017, S. 75, Abb. S. 47, Nr. 7
  • Museum Henriette Polak, Zutphen - Een keuze uit de collectie, Zutphen 1991, S. 92, Abb. S. 71, Nr. 41
Ausstellungen
  • Ewald Mataré und der Kölner Dom, Domschatzkammer, Köln, Köln, 30.03.2017 - 20.08.2017
Material/Technik:
Bronze
Maße:
Objektmaß 149 x 88 cm
Geographischer Bezug:
Kleve (Standort)
Köln (Dargestellter Ort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.