Zeichner*in (nach): Wenzel Hollar (1607–1677)
Kupferstecher*in (Mitarbeit): Unbekannter Stecher
Historischer Titel: Emmerik
Beschreibender Titel: Ansicht eines Segelschiffes mit Blick auf Emmerich vom Rheinufer aus
Datierung: 17. Jahrhundert (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 0453
I 6a-d Wenzel Hollar am Niederrhein, 1632-1635
Radierungen und Zeichnungen von Wesel, Emmerich, Schenkenschanz, Gennep, Ruhrort und Düren zeugen vom Besuch des gebürtigen Tschechen Wenzel Hollar (Prag 1607-1677 London) am Niederrhein. Viele seiner Werke erschienen in Nachstichen in den Topographien des Merian’schen Verlags.
Wenzel Hollar, der vielleicht in Prag bei dem Hofkupferstecher Aegidius Sadeler d.J. gelernt hat, emigirierte 1627 nach Deutschland. Hier begann er zunächst ein Wanderleben, wie sich aufgrund seiner Stadtansichten von Stuttgart, Straßburg, Köln, Frankfurt etc. nachvollziehen lässt. 1629/30 unternahm er von Köln aus eine Rheinreise, die ihn wohl auch nach Frankfurt führte. Eine Zeitlang, 1627-1629 oder 1631 hat Hollar hier der Werkstatt des Matthäus Merian d. Ä. angehört. Um 1631/32 war er in Köln, von wo aus er 1634 eine Hollandreise unternahm. Hier entstanden wohl die Ansichten vom Niederrhein. Der Kölner Verleger Abraham Hogenberg brachte 1635 eine Serie seiner Städtebilder unter dem Titel Amoenissima aliquot locorum … effigies mit 24 Stadtansichten nach den Zeichnungen Hollars früher Reisejahre heraus, 1636 folgte eine weitere Serie unter dem Titel Reisbüchlein. In Köln begegnete Hollar dem Gesandten des englischen Königs Karl I., Sir Thomas Howard, Earl of Arundel, der sich auf der Reise nach Linz zu Kaiser Ferdinand II. befand. Hollar wurde von ihm als Reisezeichner eingestellt und trat 1635 in seiner Gefolgschaft eine siebenmonatige Fahrt über Rhein und Donau bis nach Prag an. Die Rückreise führte sie wieder über Köln und die Niederlande nach London, wo Hollar im Dienste des Arundel 1636-1642 blieb. Hier erhielt er den Auftrag, die bedeutende Arundel’sche Kunstsammlung in Graphik zu reproduzieren. Er wurde als Lehrer des späteren Königs Karl II. angestellt und stand im Dienst des späteren Jakob II. Nach dem Sturz der englischen Monarchie folgte Hollar seinem ehemaligen Auftraggeber Arundel nach Antwerpen. Hier war er auch für verschiedene Verleger tätig, unter anderen Merian. 1652 nach England zurückgekehrt, arbeitete er als Kartograph und Illustrator von historischen und topographischen Werken. Karl II. verlieh ihm den Titel des Scenographus Regius. 1668-1669 ging er nochmals auf Reisen mit einer königlichen Expedition nach Tanger, 1672 durch Mittel-und Nordengland. Hollar hinterließ ein umfangreiches Werk von ungefähr 400 Zeichnungen und 2700 graphischen Blättern.
Lit.: W. Spies: Wenzel Hollar -Rheinlandschaften aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Düsseldorf, 1926. F. Sprinzels: Hollar Handzeichnungen. Wien, Leipzig, Prag, 1938. J. Pav: Wenceslas Hollar in Germany 1627-1636. In: the art bulletin 55, 1973. S. 86-105. Pennington, Hollar. Ausst. Wenzel Hollar -1607-1677 -Reisebilder vom Rhein. Mainz, 1987. Ausst. Wenzel Hollar 1607-1677. Radierungen. Städtische Galerie Peschkenhaus Moers, 1987 (mit den Radierungen Hollars aus der Sammlung Angerhausen). Ausst. Hollar in Köln. Stadtmuseum Köln, 1992.
I 6c Emmerich, 1634
Wenzel Hollar (Prag 1607-1677 London)
Radierung, 44 x 163 mm
Titel: Emmerick
S. A. K 453
Der Künstler, der Emmerich wohl auf seiner Hollandreise 1634 besucht hat, hielt die Stadt von der Flussseite aus fest. Der Rhein nimmt die gesamte Breite des Blattes ein. Drei Segelschiffe kreuzen auf dem Wasser vor der Stadt, über die die Martini-und Aldegundiskirche als beherrschende Architekturen herausragen. Rechts im Vordergrund sind die Festungsanlagen der von 1614-1672 in Wesel stationierten generalstaatischen Garnison zu sehen.
Eine weitere Ansicht Emmerichs in Merians Topographia Westphaliae 1647 geht wohl auch auf Hollars Vorzeichnung zurück (s. Pennington, Hollar: Nr. 843).
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, 234-236, Abb. 235, I 6 c