Lithograph*in (Ausführung): C. Böhme (Lebensdaten unbekannt)
Verleger*in (Mitarbeit): Otto’sche Buch- und Kunsthandlung in Burg
Beschreibender Titel: Einweihung des Schilldenkmals in Wesel am 31.3.1835
Datierung: 1835 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 1078
Die Lithographie von C. Böhme zeigt eine große Menschenmenge auf den Weseler Lippewiesen zur Einweihung des Schill-Denkmals. Am Denkmal rechts haben sich zwölf Jungfrauen der Stadt mit Kränzen aufgestellt, auf dem Grabeshügel grüßen zwei Offiziere der Garnison. Weseler Bürger und Garnisonsbesatzung haben sich davor zu einem Gottesdienst versammelt. Weihrauch erfüllt die Luft, tanzende Kinder im Vordergrund geben der allgemeinen Freude Ausdruck. Im Hintergrund ist die Silhouette der Stadt Wesel mit der Willibrordikirche links und der Mathenakirche rechts auszumachen. Schon 1814, als die Preußen wieder in Wesel einzogen, gedachte man des preußischen Offiziers Ferdinand von Schill und seiner Kameraden, die 1809 vergeblich den Aufstand gegen die Franzosen versucht hatten. Ihr Anführer Schill errichtete 1807 ein Freikorps mit dem er Streifzüge durch Pommern und bis nach Berlin unternahm. Im Mai 1809 wandte er sich in einem Aufruf an die Deutschen mit der Aufforderung, sich gegen die Franzosen zu erheben. Im gleichen Monat richtete er eine Proklamation An die Einwohner Westfalens. Mit seinen Offizieren zog er 1809 nach Berlin zu König Friedrich Wilhelm III. Ende April 1809 verließ er mit seinem Korps Berlin und zog nach Sachsen, ins Königreich Westfalen, Mecklenburg und Pommern, wo er sich Scharmützel mit den Franzosen lieferte. Als Höhepunkt gelang ihm im Mai 1809 die Einnahme Stralsunds. Ende Mai verlor Schill die Stadt und fiel im Kampf, 500 seiner Soldaten wurden gefangengenommen, elf seiner Offiziere in der Weseler Zitadelle eingeschlossen und dort erschossen.
Der preußische König, der zunächst die eigenmächtige Vorgehensweise Schills missbilligte und ihn als Deserteur betrachtete, gab erst 1833 eine Genehmigung zur Errichtung eines Denkmals für die Schill’schen Offiziere in Wesel, verklärt als Beispiel der Treue zu Preußen und eines heldenhaften Widerstandes gegen Frankreich.
Der königlich-preußische Bauinspektor für das Rheinland Karl Friedrich Schinkel (Neuruppin 1781-1841 Berlin) gestaltete das Ehrenmal als antiken Leichenstein. Die Vorderseite ist mit der allegorischen Darstellung der Viktoria und der Borussia, die am vaterländischen Altar Richtbeil und Siegeskranz niederlegen, geschmückt. Die Rückseite zeigt den preußischen Adler mit elf Sternen für die Opfer. Das Monument wurde in der königlichen Eisengießerei zu Berlin ausgeführt. Die Offiziere fanden ihre endgültige Ruhestätte unter dem Denkmal. Am 31. März 1835, dem Jahrestag des Einmarsches der Verbündeten in Paris (1814), konnte es feierlich in Anwesenheit hoher Gäste eingeweiht werden.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 185f, Abb. S. 185, Nr. G 14