
Bildhauer*in (Ausführung): Günther Zins (1951)
Künstlertitel: T–Balance
Datierung: 1990 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 1990-X-VI
Trotz seines Malerstudiums bei Karl Marx und Werner Schriefers gibt es von Günther Zins, dem weithin bekannten Klever Künstler, nur wenig Gemälde. Seine Leidenschaft gilt der Linie, der Zeichnung, die nicht auf die graphische Erzeugung beschränkt ist. Die dienenden Materialien wie Saiten, Plexiglas, Draht, Holz und Stahlstäbe, mit denen er zeichnerische Skulpturen im Raum schafft, werden zu Linien geformt und erweitern, definieren oder durchschneiden den Raum.
Die Anfang der 1980er Jahre entstandenen „Grannenbilder“, in denen die zweidimensionale Bildfläche durch rechtwinklig herausragende Nylonfäden überwunden wurde, bilden den Anfang dieser Entwicklung, die geometrische Zeichnung in die Dreidimensionalität überführt.
Auf der Suche nach der Definition des Raumes findet Zins im Freien neue Möglichkeiten und Lösungen. Schon 1977 veränderte er die vorgefundene natürliche Situation im Klever Forstgarten mit seiner Installation „Baumsegel“. Ein ähnlicher Ansatz, doch mit der Betonung auf Sichtbarmachung und Spurensicherung, zeigt sich in seinen riesigen Felszeichnungen in der Bretagne, wo er mit weißen und blauen Linien die Veränderungen, die die Elemente Licht, Wind und Wasser in dem Gestein hinterließen, künstlerisch dokumentierte.
Parallel zu diesen Werken im offenen Raum entstanden Wandobjekte; zuerst aus Acrylglas, die durch die Verbindung von Transparenz und kräftiger, linearer, oft unterbrochener Farbigkeit Spannung erzeugen und in ihrer fröhlichen Musikalität an die Gemälde Kandinskys erinnern.
In den letzten Jahren hat Zins die Kunststoffmaterialien und Farben aus seinem Werk gebannt. Karge Raumzeichnungen aus Stahl und Eisen bilden seit 1987 nun seine Skulpturen, die an Wände montiert oder auf dem Boden plaziert, weiterhin spannungsvolle Raumsensibilität vermitteln. Ihre zarten Stäbe weisen in die Umgebung hinaus oder formen den Umriß von Kreisen, Quadern und Würfeln. So ergibt sich in dem Kontrast von massiver Architektur und der transparenten Leichtigkeit der Objekte ein Dialog, bei dem Zins’ Skulptur durch das zauberhafte Magische oft das letzte Wort spricht.
Das materiell Karge, aber auch glänzend Erhabene des Metalls vereinigt Gegensätze, die Zins durch seine Installation poetisch betont. So zeigt er im spielerischen Umgang mit dem harten Material Eigenschaften wie Stabilität und Labilität, offene und geschlossene Form, Leichtigkeit und Schwere.
- Kersting, Rita: „Für Kleve gewonnen 1987–1992“, mit einem Vorwort von Paul Kratz und einem Beitrag von Guido de Werd, hrsg. v. den Freunden des Städtischen Museums Haus Koekkoek Kleve e.V., Kleve 1992, S. 70, Abb. S. 71, Nr. 49
- Katalog der Ausstellung „Günther Zins: Präzision & Leichtigkeit“, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlaß der geichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve, 2021, S. 130, Abb. S. 101, Nr. 76
Objektmaß 26 x 3 x 1 cm (Stahlquader)