Maler*in (Ausführung): Hanns Lamers (1897–1966)
Künstlertitel: Komposition 3/50
Datierung: 1950 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Gemälde
Inventar Nr.: 1987-12-14
SURREAL UND TRAUMHAFT Hanns Lamers, der 1945 in seine Heimatstadt Kleve zurückkehrte, wohnte zunächst bei Familie van Wickeren in der Flutstraße und ging täglich zum alten Koekkoek’schen Atelierturm Belvedere, um ihn als Wohnturm und Atelier herzurichten. Die Nachkriegszeit sollte trotz großer materieller Not für ihn sehr fruchtbar werden: 1947 nahm er seine Arbeit wieder auf, nachdem er im Jahr zuvor seine Pariser Kollegin Ilse Schmidt geheiratet hatte. Es entstanden Holzschnitte, Gemälde, Stillleben und auch Trümmerbilder, Ecce-Homo-Darstellungen, mit denen der Pazifist Hanns Lamers die Gräuel und die Schrecken des Krieges anprangert. In den ersten Nachkriegsjahren suchte er in seinen Bildern oft noch nach der eigenen Form - obschon Hanns Lamers damals als Künstler längst anerkannt war - er hatte in Paris an der Akademie Ranson studiert, unter anderem bei Roger Bissière. Später sollte er seinen Platz in Ausstellungen neben Hann Trier, Nay, Teuber und auch Meistermann finden. Sein Atelier wurde bald zum Mittelpunkt der jungen Künstlerszene in Kleve: Joseph Beuys und Rudolf Schoofs, Fritz Getlinger und Walther Brüx gingen ein und aus, und nicht nur sie bekamen hier wichtige Impulse. Sie fanden hier einen ‘aufrechten und unbeugsamen freien Geist’ (so Pierre Theunissen).
Hanns Lamers zerlegte in seinen Bildern die noch gegenständlichen Formen geometrisch und entwickelte eine klare flächenhafte Farbigkeit, wie sie der Glasmalerei eigen war. Und eben in dieser Glasmalerei fand der Klever sein Sujet. Er bearbeitete Eindrücke seiner Pariser Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, Erlebnisse und Eindrücke von Reisen. Seine Bilder sind voller Symbole - ‘manchmal lyrisch, manchmal mythisch, aber immer unbeugsam in ihrem Drang nach Wahrheit’, so Guido de Werd.
Mythisch und traumhaft surreal wirkt auch die „Komposition 3/50“ (1950). Geometrisch streng in ein offenes Dreieck gefasst, dessen Spitze irgendwo oberhalb des Bildes liegt, sind dort eine Frau (als Torso), ein mit Lorbeer gekrönter Athlet und eine antike Säule, auf deren Kapitell eine Amphore steht, einander zugeordnet. Dahinter scheint die Sonne des Mittelmeers. Lamers nimmt bei seiner Hinterglasmalerei eher gedeckte Farben, das Wasser ist graublau. Sie, wie Venus aus dem Meer geboren, ist durch den Strich, der ihre linke Brust und den rechten Arm zeichnet, unmittelbar mit dem Mann verbunden. Ohne diese Beziehung zu stören, sind die freien Flächen des Dreiecks teils mit geometrischen, schachbrettartigen Schraffuren gegliedert.
‘Am liebsten male ich Liebende … und Stilleben … und auf den Stilleben Liebende’, sagte Hanns Lamers. Vielleicht sind die Figuren auf dem Bild Liebende - unter der wärmenden Sonne des Mittelmeeres.
- Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Abb. S. 10, Nr. 9
Betitelung: Komp. 3 (verso bez.:)