Bildhauer*in (Ausführung): Günter Haese (1924–2016)
Künstlertitel: Nord-West
Datierung: 1997 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 2019-IX-I
Vor seinen feinmechanischen Kunstarbeiten aus Uhr-Innereien, Unruhen, Zugfedern, Drahtgeflecht und Messingdrähten stehen Besucher*innen meistens und blasen, wonach die zarten Elemente und Halbkugeln zittern und schwirren.
Die Kunstkritik vergleicht seine winzigen eleganten „Mikrokosmen“ mit der „zerbrechlichen, aber präzisen Poesie von Dürers Grashalmen und Klees Radierungen“. Die „New York Times“ hielt für „möglich, daß Walt Disney in Haeses Entwicklung eine Rolle gespielt hat“. Doch weder an Dürer noch an Disney schulte Haese sein Talent. Der Kieler Beamten-Sohn lernte beim Reichsarbeitsdienst den Umgang mit der Schaufel, auf der Kunstakademie Düsseldorf bei Ewald Mataré den Umgang mit dem Meißel (1951 bis 1957).
1961 verfeinerte Haese sein Werkzeug. Als ihn konventionelles Malen und Bildhauern nicht mehr befriedigten, fand er beim Ausschlachten des zerbrochenen Zeitmessers seines Hausmeisters das Material für seine Montagen.
Fortan konstruierte er mit Zange, Pinzette und Lötkolben Kunst aus Uhr-Getrieben, Unruhen, (en gros bezogen von der Fabrik Hugo Kern in Schramberg), Messing-Gaze (pro Quadratmeter damals zu 40 Mark) und Kupferdrähten.
Haese begann mit stabilen Figuren aus kräftiger Chronometer-Ware; später entwarf er „freiere rhythmische und szenische Ereignisse“ (Ulms ehem. Museumsleiter Herbert Pee): Arrangements, aus pendelnden Draht-Gebilden, Wippenden Gaze-Formen, mobil-montierten Unruhen.