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Bildhauer*in (Ausführung): Günter Haese (1924–2016)

Künstlertitel: Sol

Datierung: 1988 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 1989-09-01

Beschreibung

HAUCHZARTER GRIFF IN DEN RAUM:

Hauchzart greifen die Fühler in den Raum hinein. Bei jedem Lufthauch zittern und tendern sie, als wollten sie gleich Sensoren die Aura der Umgebung aufnehmen oder aber ihre Sendung an den Vorübergehenden abgeben. Die Skulpturen des Mataré-­Schülers Günter Haese ziehen magisch den Blick an, leiten in das Innere der Figur, in fragile, streng geordnete Konstruktionen aus dünnen Drähten, messingfarbenen Federn und Kugeln verschiedener Größe aus engmaschi­gem Draht. Und all das pulsiert, vibriert, flimmert im Licht und gibt, trifft ein starker Luftzug das Objekt oder bläst man feste dagegen, sogar feine, helle Töne ab – als sei die Figur von einem eigenen Leben erfüllt.

Ein Leben, das einer inneren, magischen Kraft zu folgen scheint. Haese verarbeitet in diesen Figuren technische Geräte – inspiriert durch einen alten Wecker und sein Innenleben, aus dem er zunächst Drucke, später dann eben jene fragilen Skulpturen schuf. Diese technischen Elemente haben – jedes für sich – wieder ihre eigene Materialität, ihre eigene Farbigkeit. Da schimmert mattes Messing, glitzert ein Stückchen Edelstahldraht oder halten goldfarbene Lötstellen die Drähte zusammen.

„Sol“ nannte der Künstler, der neben Erwin Heerich und Joseph Beuys zu Matarés Meisterschülern zählte, die Skulptur im Klever Kurhaus. Sie ist rund wie die Sonne und steht auf einer Konstruktion von dünnen, zarten Drähten, über denen „Sol“ eben wie die Sonne aufgeht. Streng hat er deren Elemente geordnet: die zittrigen Unruhe-Federn mit den nach oben gestreckten Sensoren, die großen und kleinen Kugeln, die auch die Schnitt­punkte der tragenden Drahtkonstruktion bilden. Die Ordnung folgt dabei einer rhythmischen Reihung, die das zarte Gebilde gliedert, ihm Ruhe und Gelassenheit gibt und an die Unendlichkeit des Kosmos erinnert.

Haeses Figuren greifen auf der einen Seite mit ihren Fühlern in den umgebenden Raum hinein, umgeben aber auch ein Stück Raum mit ihrer Draht-Konstruktion. Die Maße von Skulptur wird so aufgelöst, Haese zeichnet seine Zeichen ebenso zart wie plastisch in den Raum, die Zeichnung wird Figur.

„Zuerst wollte ich meine Arbeiten wie Graphiken schwarz machen, als Linie mit räumlichen Möglichkeiten. Aber dann habe ich entdeckt, dass Federn, Spiralen eine eigene Farbigkeit haben, dass Messing- und Kupferdraht ganz schön sein können. Im Laufe der Zeit wird der Metallton dunkler, dann erreiche ich die Endwirkung, die graphische Ähnlichkeit, weil dann die Linie mehr spricht, während bei den frischen Arbeiten das Oberflächenlicht des Bronzetons eine Rolle spielt. Die Verwandlung ist einkalkuliert“, sagt Haese. Bei aller Verwandlung behalten seine Skulpturen aber immer ihre alles be­stimmende Balance und strahlen Ausgewogenheit und Harmonie aus.

Kurzbeschreibung

„Sol“ („Sonne“) ist ein geradezu emblematischer Name: Er suggeriert Wärme, Strahlung, Licht und weckt die Vorstellung einer riesigen, am Himmel stehenden Scheibe. Günter Haeses Arbeit löst diese Erwartungen ein, ohne sie einfach nur zu bestätigen. Als Schüler Ewald Matares und Angehöriger einer Generation von Künstler*innen, die einerseits die Magie des vorgefundenen Materials und andererseits die Möglichkeiten des minimalistischen Ausdrucks erkundet, ist er nicht daran interessiert, die Wirklichkeit wiederzugeben, sondern er will Betrachter*innen dazu anregen, über diese Wirklichkeit neu nachzudenken. So nimmt er Einzelteile aus technischen Geräten (etwa aus Uhren) und montiert aus ihnen ein kreisrundes Gebilde, das den Raum in sich eindringen lässt und zugleich vibrierend in ihn ausstrahlt und ihn mit Schwingungen erfüllt – wie das Licht der Sonne.

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „Günter Haese – Objekte 1963–1988 und Monotypien“ in der Städtischen Galerie Peschkenhaus Moers (9. Oktober – 20. November 1988), und dem Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve (15. Januar – 20. Februar 1989), Moers 1988, Nr. 22
  • Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Nr. 18
  • Joachim Peter Kastner, Günter Haese: Optimismus II in der Skulpturensammlung Viersen, Viersen, Verein für Heimatpflege 2007, Abb. S. 24
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 214, Abb. S. 195, Nr. 1.50
Ausstellungen
  • Günter Haese: Objekte, 16.09.2007 - 14.10.2007
Material/Technik:
Messing-Phosphorbronze
Maße:
Objektmaß 62 x 48 x 15,5 cm
Geographischer Bezug:
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.