Großes Erwerbungsprojekt „Ewald Mataré & Freunde“: Neuzugang von zehn Kunstwerken für die Ewald Mataré-Sammlung des Freundeskreises

Mit der Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Förderstiftung Museum Kurhaus Kleve konnte das Museum Kurhaus Kleve als großes Erwerbungsprojekt in den Jahren 2021–2022 für die Ewald Mataré-Sammlung des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. zehn Kunstwerke von Ewald Mataré (1887–1965) und seines Umfelds erwerben:

In den Jahren 1926/1927 reiste Ewald Mataré nach Italien und Frankreich, wo er unter dem Eindruck der Farbgebung von u.a. Giotto und Cimabue einzigartige Suiten von Aquarellen schuf. Aus dieser Zeit konnte „St. Tropez“ erworben werden, ein für den Künstler intimes, erstaunlich farbintensives Aquarell, das am Ende von Matarés expressionistisch geprägtem malerischen Frühwerk steht.

Eine Kuhskulptur konnte erworben werden, die zentral für Matarés Plastik ist. Die Kuh ist ein Thema, mit dem er sich ein Leben lang beschäftigt hat. Die „Grasende Kuh I.“ von 1930 ist ein äußerst seltenes, in der Patinierung exzellent erhaltenes Exemplar mit imposanter Körperlichkeit, von dem nur wenige Güsse bekannt sind. Thematisiert wird das Geschöpf Kuh beim Nahrung aufnehmen – eine von drei essentiellen Zuständen des Tieres (die Kuh, „sie steht in vollendeter Ruhe, sie liegt in vollendeter Ruhe, sie frisst in vollendeter Ruhe“, so Mataré). Selten ist, dass die Kuh hier mit der Nase auf der Platte gezeigt wird.

In den Holzschnitten „Hahn“ und „Zeichen einer Weide“ wird Matarés ornamentales Denken ersichtlich, auf die er die Formen der Tiere in schlüssiger Anwendung reduziert und komprimiert.

Matarés Zeitgenosse Heinrich Campendonk lehrte wie er an der Kunstakademie Düsseldorf, wo er (wie kurze Zeit später Mataré) 1933 von den Nationalsozialisten verdrängt wurde. Im Holzschnitt „Harlekin“ thematisiert er Themen wie Mataré: den Mensch, das Tier, das Ornament. Von Alfred Kubin und Joseph Beuys konnten jeweils eine Originalzeichnung und ein seltener Holzschnitt erworben werden, die der Architekt Willi Basqué seinem Sohn Lukas Basqué geschenkt hat.

Alle übrigen Werke stammen aus dem Besitz von Ilse und Fritz Steinert aus Krefeld. Fritz Steinert war ein Seidenfabrikant. Lukas Basqué ist durch Schenkung und Erbschaft von seiner Großmutter Ilse Steinert und seiner Mutter Dora Basqué (geborene Steinert) sowie durch Ankauf in den Besitz der Werke gekommen.

Die Familie Steinert stammte aus Krefeld. Ihr dortiges Wohnhaus wurde von dem berühmten Architekten Hans Poelzig (1869–1936) errichtet, das dessen einzigen Bau in NRW darstellte. Für die Fassade schuf Mataré 1936/1937 das Relief „Seidenrose“. Ilse und Fritz Steinert, die viele Künstler*innen um sich versammelten, waren jahrzehntelang eng mit Ewald Mataré befreundet. Ihr Schwiegersohn Willy Basqué förderte in den Anfangsjahren den jungen Joseph Beuys. Als dieser 1956 von einer tiefen mentalen Krise getroffen war, holten ihn Willy Basqué zusammen mit Erwin Heerich und Adam Rainer Lynen aus dessen Atelier in Düsseldorf-Heerdt und brachten ihn nach Krefeld. Beuys übernachtete am 3. Mai 1956 bei Basqué in Krefeld, wo er in der Nacht die vier bekannten Zeichnungen auf den Seiten der Brockhaus-Enzyklopädie von 1935 schuf, die sich bereits seit 2002 in der Sammlung des Museum Kurhaus Kleve befinden. Tags darauf fuhr der junge Beuys mit seinem Vater nach Kleve, wo er später den Sommer auf dem Hof der Brüder van der Grinten in Kranenburg verbrachte, eine heute als legendär geltende Begebenheit, die Beuys in seinem selbst verfassten „Lebenslauf/Werklauf“ als „Beuys arbeitet auf dem Felde“ bezeichnete.

Die neuhinzugewonnenen Arbeiten des Projekts „Ewald Mataré & Freunde“ bereichern die vorhandene „Ewald Mataré-Sammlung“ (-> siehe auch hier) exzellent und prägen das Museum nachhaltig. Sie sollen 2024/2025 in einer großen Retrospektive über Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve präsentiert werden.