Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)
Künstlertitel: Kleine liegende Kuh II. / Porzellankuh
Datierung: 1936 (Entwurf), 1997 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Plastik / Skulptur
Inventar Nr.: 1997-IV-VII
Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 127b
Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 119a
Die Kuh ständig weiterzuentwickeln ist Matarés großes Bedürfnis: „Jetzt kämpfe ich schon seit 16 Jahren um dieses Biest, und was gelang mir daran bisheran? Und was gelang, war es nicht immer von einem leichten Moment abhängig?“ Die „Kleine liegende Kuh II. / Porzellankuh“ markiert einen bedeutenden Entwicklungsschritt auf dem Weg hin zu den ornamental-emblematischen und geometrisch-abstrakten Kühen der Kriegs- und der Nachkriegszeit. Die Erscheinung der „Porzellankuh“ hat etwas Mechanisches und Strukturiertes. Nach dem „Finnischen Rind“ oder der „Großen liegenden Kuh“ – die eine vollendete Harmonie im Aussehen und in der Form aufweisen –, wirkt die „Porzellankuh“ wie eine technisierte Version des Tieres. Die Bezeichnung „Porzellankuh“ mutet für die stark verdichtete und straffe Skulptur ironisch an. Der Begriff ist durch einen Bronzegießer geprägt worden, den Mataré auf die Fertigstellung einer Fassung in Bronze ansprach. Nach dessen Gegenfrage – „welche meinen Sie, die oder die, die aussieht wie Porzellan?“ – behielt Mataré den Untertitel bei.
Die „Porzellankuh“ ist konzipiert als vielansichtige Plastik, die von jeder Seite einen neuen Eindruck bietet. Das Zusammenspiel der abgerundeten und spitzen Gliedmaßen mit der Körperdrehung und -haltung ist spielerisch und eurhythmisch. Mataré selbst spricht während dieser Zeit davon, die richtige Krümmung in der Kuhform finden zu wollen: „Meine diesjährigen Holzschnitte wandeln das Motiv ‘liegende Kuh’ ab, auf die Absicht hin, die ganz einfache Kurve dieses Tieres zu finden und räumlich und flächig zugleich darstellen zu können“, und: „Ich pirsche mich langsam von einer neuen Seite an die Kuh heran und sehe immer mehr, wie alles, was auch noch so entfernt in der Kunst von der Natur erscheint, doch da vorhanden ist, man muss es nur sehen können. Manchmal sah ich auf der Wiese einen kurzen Moment nur sogar den rhythmischen Zusammenhang zwischen den scheinbar regellosen schwarz-weißen Flecken auf einer Kuh und ihrem formalen Aufbau, aber das ist dann nur ein Moment, der den Zusammenhang ahnen lässt, fassen kann ich ihn damit noch nicht“.
- Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, S. 181, Abb. S. 181, Nr. 119a
- Kat. d. Ausst. „Ewald Mataré – Plastik. Eine rheinische Privatsammlung“, bearb. v. Valentina Vlašić u. Guido de Werd, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (14. März – 20. Juni 2010), Kleve 2010, S. 48, Abb. S. 49, Nr. 13
Stempel: GUSS SCHWEITZER KÖLN (monogrammiert auf der Unterseite, am Rand)