Künstler*in (Ausführung): Isa Genzken (1948)
Künstlertitel: Basic Research
Datierung: 1990 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 2000-XI-III b
Mit ihrem radikalen Erfindungsreichtum und ihren komplexen Werken, die am Puls der Zeit agieren, gehört Isa Genzken zu den unkonventionellsten Künstlerinnen der Gegenwart. Sie ignoriert klassische Gattungen und kreiert mit Fragen zum Verhältnis von Raum, Standort und Betrachtung neue Sinnzusammenhänge. Ihre einzige Kontinuität ist es, nie auf Linearität zu setzen und ihre künstlerische Praxis regelmäßig zu verändern. Im Jahr 2000 erwarb der damalige Direktor des Museum Kurhaus Kleve, Guido de Werd, für die Sammlung die beiden eindrucksvollen Werke „Basic Research“ (1990), die seither fester Bestandteil nahezu jeder Sammlungspräsentation sind.
Mit der Serie „Basic Research“ beschäftigte sich die Künstlerin intensiv zwischen den Jahren 1988 und 1993. Auf den ersten Blick wie Photographien eines fremden Planeten anmutend, zeigen die Werke in Wahrheit den Boden ihres Ateliers. Dafür breitete die Künstlerin eine grundierte Leinwand auf dem Untergrund aus, die sie anschließend auf der Rückseite mit einer Rakel bearbeitete, wodurch ein Abdruck der Bodenfläche mitsamt ihrer Unebenheiten und Strukturen entstand. Erst im Anschluss spannte sie den Malgrund auf, wodurch die aufgetragene Ölfarbe verlief und mitunter über die Kanten floss. Mit diesen simplen Mitteln der Frottage erstellte sie ein monochromes Motiv, das bei Betrachter*innen regelmäßig unterschiedlichste Assoziationen hervorruft, die von nahansichtigen Gewebestrukturen bis hin zu monumentalen Oberflächen einer Mondlandschaft reichen.
Durch die Einbeziehung ihres Atelierbodens thematisiert Isa Genzken das Verhältnis von Vorlage und Abdruck. Dabei betreibt sie keine bloße Reproduktion einer konkreten Fläche, sondern transformiert die Abformung zum „Werk“. Nicht der eigene kreative Akt wird zum Referenzpunkt ihrer Arbeit, sondern die vorhandenen, zum Teil winzigsten Spuren, die vom Boden auf ihre Leinwand gelangen. Die Frottage ist für sie das technische Mittel, um die eigene kreative Gestaltung zu reduzieren. Indem sie Strukturen des Bodens übernimmt, kann sie nur eingeschränkt Einfluss auf das Ergebnis ihrer Bilder nehmen. Für sie vordergründig ausschlaggebend ist das Gegebene und architektonisch Vorhandene, wodurch die Werkgruppe „Basic Research“ gewissermaßen von ihrer Einflussnahme abgekoppelt automatisiert entsteht.
Isa Genzken analysiert Orte und Begebenheiten, um Konsumgüter und Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs zu teils waghalsigen Konstellationen zu arrangieren und dadurch mit einer Neucodierung zu hinterlegen, die bei Betrachter*innen mannigfaltigste Assoziationen hervorrufen (wie z.B. bei ihrer Installation bei den „skulptur projekten münster“ 2007). Der Einsatz unterschiedlicher Materialien charakterisiert ihr Werk, dessen Wahl durch seine Verfügbarkeit bestimmt wird, sowie durch dessen Aufkommen und Prägung in der Welt.
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 226, Abb. S. 99, Nr. 1.171
- Kat. d. Ausst. „Schatzhaus und Labor – 25 Jahre Museum Kurhaus Kleve“, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (23. Juli 2022 – 29. Januar 2023), Kleve 2022, S. 60ff, Abb. S. 61, Nr. 134