Zeichner*in (Ausführung): Joseph Beuys (1921–1986)
Historischer Titel: Ohne Titel
Datierung: 3. Mai 1956 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 2002-VI-III d
Zu sehen ist ein abstraktes Liniengeflecht auf einem Blatt des „Sprach-Brockhauses“ von 1935.
Das vorliegende Blatt stammt aus bester Provenienz, es kommt aus der Familie Steinert/Basqué. Ilse und Fritz Steinert aus Krefeld, ein gutbürgerlich Seidenfabrikanten-Paar, bewohnte das einzige Bauhaus-Gebäude in NRW des berühmten Architekten Hans Poelzig (1869–1936), an dem Ewald Mataré (1887–1965) 1936/37 das Relief „Seidenrose“ geschaffen hat. Das Ehepaar Steinert, das stets viele Künstler*innen um sich versammelte, war jahrzehntelang mit Ewald Mataré befreundet. Ihre Tochter war Regine Steinert, die den Architekten Willy Basqué heiratete, der wiederum in den Anfangsjahren den jungen Joseph Beuys förderte.
Als dieser 1956 von einer tiefen mentalen Krise getroffen war, holten ihn Willy Basqué zusammen mit Erwin Heerich und Adam Rainer Lynen aus dessen Atelier in Düsseldorf-Heerdt und brachten ihn nach Krefeld. Beuys übernachtete am 3. Mai 1956 bei Basqué in Krefeld, wo er in der Nacht die vier bekannten Zeichnungen auf den Seiten der Brockhaus-Enzyklopädie von 1935 schuf.
Tags darauf fuhr der junge Beuys mit seinem Vater nach Kleve, wo er später den Sommer auf dem Hof der Brüder van der Grinten in Kranenburg verbrachte, eine heute als legendär geltende Begebenheit, die Beuys in seinem selbst verfassten „Lebenslauf/Werklauf“ als „Beuys arbeitet auf dem Felde“ bezeichnete.
- Kat. d. Ausst. „Joseph Beuys – Gruß an Kleve“, bearb. v. Guido de Werd, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung (21. April – 9. Juni 1991), Kleve 1991, Nr. 30
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 293, Abb. S. 264, Nr. 2.12
- Joseph Beuys. Werklinien, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 01.05.2016 - 04.09.2016