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Bildhauer*in (Ausführung): Stephan Balkenhol (1957)

Künstlertitel: Neuer Eiserner Mann

Historischer Titel: Eiserner Mann

Datierung: 2004 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 2004-06-12

Kurzbeschreibung

Aus Anlass des 400. Geburtstages des Prinzen Johann Moritz von Nassau-Siegen im Jahr 2004 hat der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. eine besondere Initiative ergriffen: als Geschenk der Klever Bürgerschaft an die Stadt Kleve wird die Skulptur des „Eisernen Mannes“ in einer neuen Form wieder errichtet. Der renommierte Bildhauer Stephan Balkenhol (*1957) hat einen „Neuen Eisernen Mann“ entworfen.

Balkenhols Entwurf orientiert sich eng am Denkmal des 17. Jahrhunderts und übernimmt dessen Aufbau. Auf einer gusseisernen Säule und einer goldenen Kugel steht eine männliche Figur aus Bronze, die unverkennbar ein Mensch unserer Zeit ist. Statt eines eisernen Panzers trägt der Mann eine schwarze Hose und ein weißes Hemd. Es handelt sich um eine jener Alltagsgestalten, wie sie für Balkenhols Werk so typisch sind.

Ein erstaunliches Detail ist das Schwert in seiner Rechten: Es verbindet ihn einerseits mit der Mars-Figur des Johann Moritz und entrückt ihn andererseits aus unserer Gegenwart.

Katalogtext

Kaum ein Künstler prägt das direkte Umfeld des Museum Kurhaus Kleve mehr als Stephan Balkenhol, dessen „Neuer Eiserner Mann“ den an das Kurhaus angrenzenden Barockgarten seit 2004 maßgeblich definiert. Stephan Balkenhol gehört zu den angesehensten deutschen Bildhauern der Gegenwart, dessen Werke allerorten vertreten sind. Zu erwähnen seien nur beispielhaft sein „Großer Mann mit kleinem Mann“ (1997) im Palais am Pariser Platz in Berlin, seine „Männer auf Boje“n (1993/2021) in den Hamburger Alster Kanälen, seine „Sphaera“ (2007) in Salzburg oder sein Torso „Sempre più“ (2009) im Caesarenforum in Rom. Seine Figuren sind Faszinosa: Wie zufällig tauchen sie an Kunst- und Nicht-Kunstorten auf und erscheinen alltäglich, aber lässig, trivial, aber angenehm neutral, stets nichts-, aber doch vielsagend. Sie folgen keiner erzählerischen oder psychologisierenden Intention und sind „ohne oberflächliche Geschwätzigkeit“, wie es der Künstler selbst von ihnen sagt.

Heute ist Balkenhol ein fester Begriff in der deutschen Kunstszene. Seit Jahren unterrichtet er an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Damals – kurz nach der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve am 18. April 1997 – stand er am Anfang seiner Karriere. 1998 zeigte das Klever Museum in Kooperation mit dem Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal die Ausstellung „Stephan Balkenhol: Skulpturen“, die sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden großen Anklang fand und den Beginn einer intensiven Beschäftigung des Museums mit seinem Werk bildete.

In einer Zeit, als die abstrakte minimalistische Skulptur unter anderen seines Lehrers Ulrich Rückriem dem Zeitgeist entsprach, eröffnete Balkenhol mit seinen leger wirkenden, aus dem Alltag herausgegriffenen Menschenbildern neue Wege in der Kunst. Die Verwendung des traditionsreichen Materials Holz und die schnelle, geradezu impressionistisch wirkende Oberflächenbehandlung seiner Skulpturen, an der stets der schnelle Arbeitsvorgang ablesbar ist, waren Ende der 1990er-Jahre gleichzeitig eine Rückbesinnung, aber auch eine Erneuerung.

Anlässlich des 400. Geburtstags des Schöpfers der Klever Gartenanlagen, Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604–1679), wurde Stephan Balkenhol abermals angesprochen und schließlich vom Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. beauftragt, das historische, 1794 zerstörte Denkmal „Eiserner Mann“ durch eine Neuinterpretation zu ersetzen.

Johann Moritz von Nassau-Siegen, der 1648 vom Großen Kurfürsten zum Statthalter von Kleve berufen wurde, machte aus der Stadt eine Prachtresidenz mit imposanten Gartenanlagen, in denen er als Zeichen des Friedens altes Kriegsgerät in Kunstwerke umwandeln ließ. So stand in der Achse des sogenannten Amphitheaters auf einer hohen Säule eine Ritterrüstung mit Gesicht und einem Morgenstern in der Hand, ein Verweis auf den Kriegsgott Mars oder Ares, der als Hüter der barocken Anlage gedacht war. Auf ihrem erhobenen Standpunkt außerhalb des Gartens blickte sie auf die ihr zugewandte Marmorfigur der Göttin Minerva oder Pallas Athene des bedeutenden niederländischen Bildhauers Artus Quellinus d. Ä. (1609–1668), die 1653 als Geschenk der Stadt Amsterdam nach Kleve gelangte und als Schmuck für die Gärten gedacht war.

Solange sich Mann und Frau als Äquivalent für Krieg und Weisheit entgegenblicken, so die barocke Vorstellung, sollte Frieden herrschen. Doch 1794 zerstörten französische Truppen bei ihrem Einmarsch in Kleve den „Eisernen Mann“. Stephan Balkenhol schuf in der Tradition dieses barocken Denkmals eine Neuinterpretation, den „Neuen Eisernen Mann“. Anstelle der Figur in einer Rüstung platzierte er eine seiner charakteristischen Männerplastiken, einen Mann in weißem Hemd und schwarzer Hose, der nun als Zeichen der Wehrhaftigkeit lässig ein Schwert in der rechten Hand hält. Damit ist der historische Zusammenhang wiederhergestellt und gleichzeitig ein Wahrzeichen Kleves entstanden.

Literatur
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 227, Abb. S. 91, Nr. 1.181
  • Kat. d. Ausst. „Schatzhaus und Labor – 25 Jahre Museum Kurhaus Kleve“, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (23. Juli 2022 – 29. Januar 2023), Kleve 2022, S. 24ff, Abb. S. 24, Nr. 103
Material/Technik:
Figur und Kugel: Bronze, bemalt bzw. vergoldet, Säule: grauer Gussstahl, Sockel: rötlich eingefärbter Beton
Maße:
Objektmaß mit Sockel: Gesamthöhe der Skulptur 10,4 m
Objektmaß: Höhe der Säule 8 m
Objektmaß: Höhe der Figur ca. 2 m
Gewicht: Figur mit Kugel 500 kg
Gewicht: Sockel 17.000 kg
Gewicht: Säule 6.000 kg
Geographischer Bezug:
Kleve (Ort mit spezifischem Bezug)
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland; erworben mit Unterstützung der Kunststiftung NRW, Moritz Event GmbH, der Stadt Kleve und privater Paten
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.