
Maler*in (Ausführung): Willem Joseph Laquy (1738–1798)
Beschreibender Titel: Abschied an der Fähre
Alternativer Titel: Die Rückkehr von der Jagd
Titel englisch: The return of the hunting party
Titel niederländisch: De Terugkomst van de jacht
Datierung: 1787 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Gemälde
Inventar Nr.: 1987-X-I
Wilhelm Joseph Laquy ist mit Franz Jakob Rousseau der bedeutendste Maler des klevischen Rokokos. Nach seiner Niederlassung in Kleve wurde Laquy zum Chronist des blühenden Klever Gesellschaftlebens. Er erhielt in Kleve und im benachbarten geldrischen Gebiet von der Bürgerschaft und dem Adel zahlreiche Porträitaufträge, die durch seine Tätigkeit als Genremaler immer auch erzählerischen Charakter aufweisen. Seit 1785 hat Laquy auch mehrere Aufträge für die statthalterliche oranische Familie ausgeführt. So porträtierte er im Herbst 1787 die beiden jungen Prinzen von Oranien in der Manege auf dem Nimweger Valkhof. 1786/87 entstand das sogenannte „Gnadenseilbild“, eine Darstellung der Huldigung Friedrich Wilhelms II. im November 1786 in Kleve, wobei ein Mitglied der Klever Ritterschaft das Gnadenseil durch die Klever Innenstadt zog (ebenfalls im Besitz des Museum Kurhaus Kleve). Vermutlich gehört auch das vorliegende Gemälde, das einen Abschied am Fährhaus von Spyck in Salmorth bei Kleve am Rhein zeigt, in diesen Zusammenhang.
Dargestellt ist eine elegante Gesellschaft, die sich an einem schönen Sommernachmittag in Erwartung der „fliegenden Fähre“ aus Ehen am Fährhaus unterhält. Die zentrale Stellung im Bild nimmt eine in vornehmes Weiß gekleidete Dame ein, die sich bei einer Begleiterin unterhakt. Beide sind einem jungen Paar in Jagdkleidung zugewandt, von dem die Frau zu Pferd sitzt und auf ihrer erhobenen Hand einen Falken hält. Der Mann mit rotem Frack und Weste ist von seinem Schimmel abgestiegen, begrüßt die vornehme Dame und erhebt sein Glas auf ihr Wohl. Hinter ihr steht ein Diener im grünen Livre, der ein Weinglas auf einem Tablett trägt und als einziger aus dem Bild heraus den Betrachter anblickt; vielleicht hat sich Laquy in dieser dienenden Funktion selbst porträtiert. Rechts verfolgt ein Jagdgehilfe mit einer Trage, auf der vier Falken sitzen, seinen Weg. Mit dem Rücken zum Betrachter gewandt, leitet er von der Gesellschaft im Vordergrund zur hintergründigen Landschaft über, die vom Rhein und dem sich dahinter erhebenden Ehenberg geprägt ist. Am linken Bildrand vor dem Fährhaus sitzt im Schatten eines großen Baumes ein Paar an einem Tisch und trinkt Wein. Während das Kind einen kleinen Hund füttert, unterhält sich der Vater durch das geöffnete Fenster mit einer Frau, die ihren Blick an ihm vorbei auf die vornehme Gesellschaft wirft; eine sehr genrehafte Szene, die vermuten läßt, daß die beiden über die weitläufige, elegante Dame sprechen, die in ihrer Bedeutung erhöht in übersinnliches, helles Licht getaucht ist.
Wahrscheinlich handelt es sich bei ihr um Wilhelmine von Preußen, die 1751 in Berlin geborene Nichte König Friedrichs II., die 1767 den holländischen Statthalter Wilhelm V. von Oranien heiratete. Mit ihm lebte sie in Huis ten Bosch bei Den Haag, in Breda und im Schloß Het Loo bei Apeldoorn, wo sie 1820 starb. Während des Krieges zwischen Holland und England (1780-84) kam es wegen der angeblich pro-englischen Haltung des Statthalters in Holland fast zu einem Bürgerkrieg, bei dem Wilhelm V. abgesetzt werden sollte. Dieser floh und ließ sich schließlich im November 1786 für fast ein Jahr
auf dem Valkhof in Nijmegen nieder. Von dort aus reiste Wilhelmine häufig nach Kleve, von wo aus sie manchmal nach Wesel weiterfuhr, um mit Karl Wilhelm Ferdinand, Herzog von Braunschweig den Einmarsch der preußischen Truppen in Holland zu besprechen. Meistens jedoch besuchte sie die befreundete Familie des Barons van Spaen, die seit 1752 das Haus Bellevue an der Nassauer Allee bewohnte. In dieser Zeit, vielleicht im Sommer 1787, wird das Bild von Laquy entstanden sein, das die nach einem Aufenthalt in Kleve auf die Fähre wartende Statthalterin zeigt, die von einem Paar, das gerade am Rheinufer jagt, verabschiedet wird. Sicher führt ihr Rückweg nicht zum Nijmeger Valkhof, den sie über Kranenburg ohne den Rhein zu überqueren leichter erreichen könnte, sondern eher zu der Sommerresidenz Het Loo.
- Kersting, Rita: „Für Kleve gewonnen 1987–1992“, mit einem Vorwort von Paul Kratz und einem Beitrag von Guido de Werd, hrsg. v. den Freunden des Städtischen Museums Haus Koekkoek Kleve e.V., Kleve 1992, S. 14, Abb. S. 15, Nr. 3
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 398, Abb. S. 386, Nr. 4.39
- Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021
Pferd
der Mensch (allgemein)
Vögel
Familie, Verwandtschaft, Abstammung
Fluß
Boot, das durch menschliche oder tierische Kraft angetrieben wird
gedeckter Tisch: Tafelgeschirr, Tafeldekoration etc.
auf einem Pferd, Esel oder Maultier reiten; Reiter(in)
Museum Kurhaus Kleve. Ewald-Mataré-Sammlung
Laquy, Willem Joseph