Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)
Künstlertitel: Grasende Kuh II.
Datierung: 1937 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 2016-VIII-CCXLVIII
Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 70a
Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 64a
Noch bei der „Kleinen grasenden Kuh“ beschwert sich Ewald Mataré: „die Beine [kann ich] nicht so dünn machen wie ich möchte, sie brechen mir sonst ab“ und „ich werde schon eines Tages ein Biest formen, ich stütze mich noch allzu sehr auf Konturen statt auf Volumen“.
Die „Grasende Kuh II .“ überzeugt durch eine große Klarheit. Der Leib der Kuh ähnelt einem Parallelogramm, der hohe, spitz zulaufende Hintern korrespondiert mit dem nach unten gespreizten Hals, der Ansatz der Hinterläufe mit der Nackenpartie. Der Kopf ist zentral in der Komposition, er dient neben den Beinen als fünftes Verbindungselement zum Grund.
„Bei meiner jetzigen Arbeit, der fressenden Kuh, habe ich mein Hauptaugenmerk wieder auf die Beine gelegt, die ich mehr mit dem Körper verquicken will; bei meiner letzten stehenden Kuh in Toila habe ich sie absichtlich wie in den Körper hineingesteckt gedacht, nun will ich zum Gegenteil kommen. Alles, was ich mache, ist an einer Grundform arbeiten, mir gewissermaßen selbst eine Tradition schaffen und solange das Tier hin- und herschmeißen. Ähnlich wie mit den Beinen verhält es sich mit den Hörnern, auch sie sind ein wesentliches Element, darum versuche ich auch, sie bald einzubeziehen, bald trennend zu behandeln.“
Besonders die Hörner beschäftigen Mataré bei der Arbeit an dem Holz, die in Größe und Form mit der übrigen Proportion der Kuh übereinstimmen müssen. Zum Schluss korrigiert er diese: „Ich habe das ganze Biest noch einmal umgekrempelt. Nun wird’s hoffentlich besser. Sähe ich von Anfang an genauer zu, hätte ich mir viel Arbeit erspart. Jetzt habe ich auch die Beine besser im Zusammenhang. Nur die Hörner machen mir Sorge, und die werde ich wohl nicht mehr gut bekommen, erst wenn sie auf das gewollte Maß zusammengefeilt sind, sieht man, was die Uhr geschlagen hat. Sie sind eben doch nicht von Anfang an richtig konzipiert“.
Seine Probleme in der Konzeption der Hörner zeigen sich noch heute an der Skulptur in Holz, bei der die Hörnerpartie separat eingesetzt ist. „Das Holz, das ich bei dieser kleinen Kuh verwandte, habe ich quergenommen, d.h. die Mittelachse zeigt sich seitlich in der Mitte, so dass die Jahresringe gewissermaßen mitschwingen in dem gesamten Schwung des Tieres zum Kopf und Boden, so schwingt das Tier in sich selbst. Gleichzeitig erhalte ich einen Buckel, den ich recht kräftig machen will, so wie im Kopf eine eigene gleichmäßige Maserung in sich. Auch die Beine erhalten dadurch eine ringförmige Maserung und unterstützen die Rundung gegenüber dem Körper. Man soll dem Ganzen aber nicht so viel Bedeutung beimessen, es ist nur eine aus dem Material zugegebene Zutat, wozu soll ich sie unbeachtet lassen?“
- Kat. d. Ausst. „Kleinplastik des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd u. Roland Mönig, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus e.V. aus Anlass der Ausstellung „Von Rodin bis Trockel – Kleinplastiken aus der Nationalgalerie Berlin und aus einer rheinischen Privatsammlung“ im Museum Kurhaus Kleve (10. Mai – 23. August 1998), Kleve 1998, S. 30-33, Abb. S. 33, Nr. 5
- Kat. d. Ausst. „Ewald Mataré – Plastik. Eine rheinische Privatsammlung“, bearb. v. Valentina Vlašić u. Guido de Werd, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (14. März 2010– 20. Juni 2010), Kleve 2010, S. 38, Abb. S. 39, Nr. 8
- Kat. d. Ausst. „Die Sammlung Wörner: Von Haltung und Leidenschaft – Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte“, bearb. v. Valentina Vlašić, Hannah Eckstein und Leo Friedrichs, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (23. Oktober 2016 – 29. Januar 2017) und B.C. Koekkoek-Haus (6. November 2016 – 29. Januar 2017), Kleve 2016