
Maler*in (nach): Jan de Baen (1633 - 1702)
Maler*in (Ausführung): Unbekannter Maler
Beschreibender Titel: Bildnis einer Patrizierin, links mit einem Blick auf das Amphitheater zu Kleve
Datierung: um 1680 - 1690 (?) (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Gemälde
Inventar Nr.: Alte Inv.-Nr. 413 / Hauptverz.-Nr. 813
Vor einem Vorhang sitzt eine Dame, nach rechts gewendet. Sie hält ihre linke Hand unter den Strahl einer Fontäne, die aus einem Delphin und einem Eros besteht und deshalb als Liebesbrunnen zu deuten ist. Links ist das von Johann Moritz von Nassau-Siegen erbaute Amphitheater in einer etwas schematischen Wiedergabe zu erkennen. Der Zustand ist der vor der Zerstörung von 1702, aber bereits ohne die Anbauten, die wir von einigen Zeichnungen aus den 1660er Jahren kennen und die wahrscheinlich beim Einmarsch der französischen Truppen im Jahre 1672 zerstört worden sind.
Das Gemälde ist wahrscheinlich ursprünglich als Gegenstück zu einem Porträt des Johann Moritz von Nassau-Siegen – ausgeführt von Jan de Baen – gedacht. Nach dem Zustand des Amphitheaters und auf Grund der Mode nimmt der Historiker und erste Museumsleiter in Kleve, Dr. Friedrich Gorissen an, dass das Porträt etwa 1680 bis 1690, d.h. nach dem Tod von Johann Moritz 1679, gemalt wurde. Da man entdeckt hat, dass der Engländer Edward Southwell, der 1696 König Wilhelm V. auf einer Reise durch die Niederlande nach Kleve begleitete (vgl. Katherine Fremantle, ,,A Visit to the United Provinces and Cleves in the time of William III. described in Edward Southwell’s Journal“, Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek XXI. 1970, S. 39 ff), in seinem Reisetagebuch eine Notiz hinterließ, nach der Johann Moritz den Garten an der Nassauer Allee einer „mistriss“ vererbt hat, besteht die Möglichkeit, dass die hier abgebildete Dame mit dieser Mätresse identisch ist. Vorher war nicht bekannt, dass Johann Moritz Interesse für Frauen gezeigt hätte, mit Ausnahme einer gewissen Anna Paez während seines Aufenthalts in Brasilien. 1972 identifizierte Gorissen die Dargestellte als Agnes Gertrud van Bylandt, Gemahlin des Johann Coenen von Zegenworp und Lohe, Landhofmeister des Kurfürsten von Brandenburg für das Herzogtum Kleve. Agnes Gertrud van Bylandt starb 1678, fast zur gleichen Zeit wie Johann Moritz. Ihr Mann Johann von Coenen von Zegendorp und Lohe verkaufte die Gärten an Hermann van Wachtendonck in Germensel. Zur gleichen Zeit verkaufte er auch viele kostbare lnventarstücke aus dem Prinzenhof. Eine Gruppe von sechs Gemälden, alle einen Blick auf Kleve darstellend, wurden in Windsor Castle und im Buckingham Palast wiedergefunden (vgl. Dattenberg, a.a.O., S. 268-271).
- Bestandskatalog „Städtisches Museum Haus Koekkoek Kleve – Katalog Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Kunstgewerbe“, bearb. v. Guido de Werd, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve mit Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland, Kleve 1974, S. 25, Abb. Nr. II., Nr. 19