
Zeichner*in (Ausführung): Jan van Call (1656–1706)
Beschreibender Titel: Die Nassauer Allee in Kleve
Datierung: um 1685 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAHz 0174
Jan van Call, Sohn einer Nimweger Uhrmacherfamilie, bereiste Deutschland, die Schweiz und Italien und fertigte in Miniaturen Stadtansichten, die heute zu dem Schönsten zählen, was die Kunst der topographischen Zeichnung hervorgebracht hat. Van Call, in Nimwegen tätig, besuchte Ende des 17. Jahrhunderts auch die neuen Parkanlagen der brandenburgischen Residenzstadt Kleve, 1686 ging er nach Den Haag. Er arbeitete für die Verleger Petrus Schenk d. Ä. und Gerard Valck. Das Rijksprentenkabinet in Amsterdam besitzt einige Blätter von der Hand des Künstlers, in denen er die von Johann Moritz angelegten Parks und Alleen in Kleve verewigt hat.
Der in Nimwegen tätige Mathematik- und Philosophieprofessor Johannes Teyler (Nimwegen 1648 - nach 1697?), der 1678 vom Großen Kurfürsten zum Militärexperten und Hoflehrer ernannt wurde, griff auf die feinen Farbaquarelle van Calls als Vorlagen zurück und schuf in einer von ihm neuentwickelten Technik des Farbstiches Radierungen, die er in Konvoluten verkaufte. Von Kleve, Nimwegen und Umgebung hat Teyler einige Farbdrucke nach Jan van Call gestochen.
Der Blick auf die Nassauer Allee (1653 angelegt) hält eine weitere wichtige klevische Sichtmarke fest, die nur noch in wenigen bildlichen Zeugnissen erhalten ist: den sogenannten Cupido. Ein Sternpunkt, gebildet aus Mörsern und Kanonenkugeln, diente als Basis für eine Feldschlange, die als Säule einen geharnischten Cupido trug. Die Franzosen zerstörten die Figur 1672, so dass sie zur Zeit der Entstehung dieses Aquarells nicht mehr zu sehen war. Die Nassauer Allee, die von der Cupido-Säule auf die rechts im Hintergrund durch die Baumreihe schimmernde Stadt zuläuft, war 1653 von Johann Moritz angelegt worden. Sie verband den Park um sein Landgut Freudenberg mit der Stadt. Doppelte Baumreihen säumten die Straßenseiten, von denen van Call irrtümlicherweise nur eine gezeichnet hat. Auf Anregung des Johann Moritz geht die heutige Straße „Unter den Linden“, eine „Galerie“ von Linden- und Nussbäumen, zurück, die der Große Kurfürst 1647 in Berlin anlegen ließ.
- Onder den Oranje boom, Niederländische Kunst und Kultur im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen, München 1999, Nr. 7 / 14
- Kat. d. Ausst. „Soweit der Erdkreis reicht – Johann Moritz von Nassau-Siegen 1604–1679“, bearb. u. hrsg. v. Guido de Werd aus Anlass der Ausstellung im Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve (20. September – 11. November 1979), Kleve 1979, Nr. F 4
- Kat. d. Ausst. „Anblick / Ausblick. Das Museum Kurhaus Kleve“, hrsg. v. Walter Nikkels u. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Abb. S. 153
- Wilhelm A. Diedenhofen: Klevische Gartenlust - Gartenkunst und Badebauten in Kleve, Kleve: Städtisches Museum Haus Koekkoek 1994, S. 25, Abb. S. 25
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 266, Abb. S. 18, Nr. J 3b
- Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021
Durchmesser 107 mm
Stadtansicht (allgemein); Vedute
öffentliche Gärten, Park
spazieren
Bäume
Gartenweg, Fahrstraße in einem Garten
Angerhausen, Robert
Ausstellung Der Niederrhein, Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen (1993 : Kleve, Kreis Kleve)
Museum Kurhaus Kleve. Ewald-Mataré-Sammlung