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Inventor*in (nach): Cornelis Cornelisz. van Haarlem (1562 - 1638)

Kupferstecher*in (Ausführung): Hendrick Goltzius (1558–1617)

Historischer Titel: Tantalus, erstes Blatt aus: Die vier Himmelstürmer, Folge von vier Blättern

Alternativer Titel: Tantalus, erstes Blatt aus: Die vier Stürzenden, Folge von vier Blättern

Datierung: 1588 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Graphik

Inventar Nr.: SAK 2612

Beschreibung

„Tantalus“, der Sohn des Zeus oder des Tmolos und der Pluto, gilt in der griechischen Mythologie als einer der großen Büßer in der Unterwelt. Als einst mächtiger und reicher König aus Phrygien oder Lydien wurde er an die Tafel der Götter zu einem illustren Mahl eingeladen. Da er ihnen dabei jedoch Nektar und Ambrosia stahl, um sie den Menschen zu geben, zudem einen goldenen Hund aus dem Tempel des Zeus erbeutete und Geheimnisse ausplauderte, wurde er von den Göttern rücksichtslos bestraft. Er wurde in die Unterwelt verbannt, wo er nichts essen und trinken durfte. Das Wasser, in dem er immerfort stehen musste – so die Überlieferung – wich immer zurück, sobald er versuchte, davon zu trinken. Von einem Baum hängende Früchte wurden vom Wind immerzu in die Höhe gehoben, sobald er danach zu greifen versuchte.

Der Kupferstich zeigt die eigentliche Folter im Tartarus, einem noch unter dem Hades liegenden Teil der Unterwelt, nicht, er zeigt quasi den Moment vorab, als die Götter Tantalus zur Strafe in die Unterwelt verbannen. Mit extrem verdrehtem Körper und rudernden Armen und Beinen stürzt Tantalus mit dem Kopf nach unten durch die Luft. Der Hintergrund des Bildes ist dunkle Nacht. Links unten ist ein Feuer ausgebrochen und es steigen dunkle Rauchwolken auf. Rechts unten befindet sich ein Felsentor, darüber eine Burg. Lediglich die kreisrunde Inschrift des Kupferstichs in lateinischer Schrift verweist auf das, was dem Verdammten bevorsteht:

„Tantalus wohnt mitten im Wasser und ist doch ausgetrocknet vor Durst: Wie elend ist doch der Mittellose, der inmitten von Gütern lebt! Niemand halte die Güter des Glücks für segensreich: sie nützen den Guten, sie schaden aber den Schlechten.“

Bei den „vier Himmelsstürmern“ handelt es sich um spektakuläre und ambitionierte Blätter, die Hendrick Goltzius nach den Entwürfen seines Haarlemer Kollegen Cornelis Cornelisz. van Haarlem (des sogenannten „holländischen Michelangelo“) gestochen hat. Beide Künstler sollen gemeinsam mit ihrem Freund, dem Künstlerbiographen Karel van Mander, von 1583 bis etwa 1589 in Haarlem „eine Art Akademie“ gebildet haben, mit der sie selbstbewusst versuchten, das Vorurteil, „Niederländer könnten keine Figuren malen“, zu widerlegen. Besonders bei den „Himmelsstürmern“ bemühten sie sich, den Vorsprung italienischer Malerei einzuholen, indem sie sich bei den Verdrehungen und Verrenkungen ihrer männlichen Protagonisten auf berühmte Vorbilder wie Michelangelos „Jüngstes Gericht“ (das den Künstlern in gestochenen Reproduktionen vorlag) oder auf Gemälde Tizians bezogen. Auch Werke heimischer Künstler dienten ihnen vermutlich als Vorlagen, so ist überliefert, dass sich etwa Maarten van Heemskercks „Römisches Skizzenbuch“ in Cornelis van Haarlems Besitz befand.

Die vier fallenden Männer Tantalus, Ikarus, Phaeton und Ixion weisen eine bemerkenswerte Körperlichkeit auf. Sie sind nackt, kräftig und muskulös, abwärts stürzend bewegen sie sich heftig, rudern und zappeln mit ihren Extremitäten in der Luft und drehen sich, in anatomisch eindrucksvoller Verkürzung, um die eigene Achse. Goltzius hat ihre Körper im Kupferstich in höchster Präzision umgesetzt und alle in dieser Technik vorhandenen Möglichkeiten ausgeschöpft. Durch verstärkte Hell-Dunkel-Kontraste und extrem taillierte Linien wirken sie präziser und plastischer als Malerei. Von den vier Gemälden des Cornelis Cornelisz. van Haarlem, die Goltzius als Vorlagen dienten, ist heute nur noch das des „Ixion“ erhalten. Es befindet sich in der Sammlung des Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam.

Die ikonographischen Vorlagen für die Motive lieferten die „Metamorphosen“ des Ovid, wobei dort lediglich Ikarus und Phaëton tatsächlich vom Himmel fielen, Tantalus und Ixion „nur“ ewige Qualen erleiden mussten. Dass van Haarlem und Goltzius sie jedoch alle vier vom Himmel stürzen lassen, ist eine ikonographisch neue, belehrende bildhafte Umsetzung des Sprichworts, dass „auf den Hochmut der Fall folgt“. Aufgrund ihrer anatomischen Genauigkeit wurde die Serie 1619 für die Sammlung des anatomischen Theaters der Universität Leiden angekauft.

Literatur
  • Otto Hirschmann, Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558-1617, zweite Auflage, Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1976, Nr. 306
  • Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017, S. 141f, Abb. S. 143, Nr. III.32a
  • Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993
Ausstellungen
  • Der nackte Körper – Eine Frage der Perspektive / The Naked Body – A Matter of Perspective, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 26.11.2021 - 16.01.2022
Material/Technik:
Kupferstich, I. Zustand
Maße:
Bildmaß 310 x 310 mm
Blattmaß 335 x 335 mm
Signatur/Beschriftung:
Signatur: C.C. Pictor Inve. H Goltzius sculpt. / A° * 1588 (bez. u.M.)
Beschriftung: TANTALVS IN MEDYS … ILLA NOCENTQ3 MALIS. (bez. um das Bild mit zwei Distichen)
Geographischer Bezug:
Haarlem (Entstehungsort)
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Sammlung Robert Angerhausen, Kleve, Deutschland
Kontakt:
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