
Maler*in (Ausführung): Abraham Jansz. Begheyn (1637–1697)
Beschreibender Titel: Rast im Schutze der Klever Minerva
Datierung: 1695 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Gemälde
Inventar Nr.: 1991-XII-III
Abraham Jansz. Begheyn gehört zu der Gruppe niederländischer Landschaftsmaler, die wegen ihres ltalienaufenthaltes und besonders wegen des Einbringens des typischen italienischen Lichts in ihre Bilder „Italianisanten“ genannt werden. In seinen Gemälden verwendete Begheyn häufig antikisierende Architekturfragmente und Figuren, zudem überdimensionierte Pflanzen, die den Vordergrund beleben.
Der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm IV. von Brandenburg berief den als „Bega“ bekannten Begheyn 1688 an den Berliner Hof, wo damals viele holländische Künstler arbeiteten, die durch die erste Frau des Kurfürsten, die Prinzessin Louise Henriette von Oranien, und durch den Klever Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen an diesen vermittelt wurden. 1696 erhielt Abraham Begheyn von Kurfürst Friedrich III. (ab 1701 König Friedrich I. von Preußen) den Auftrag, alle brandenburgischen Städte und Festungen zu bereisen und diese zu zeichnen. Nach diesen Skizzen sollte der Maler Wandbilder für das Berliner Stadtschloss anfertigen, ähnlich wie dies kurz zuvor in Versailles unter Louis XIV. geschehen war. Von diesem Auftrag, der das Hauptwerk des im folgenden Jahr verstorbenen Künstlers werden sollte, sind eine Anzahl großformatiger Zeichnungen erhalten, von denen sich die Prospekte von Kleve, Moyland, Wesel und Küstrin in der Sammlung Angerhausen im Museum Kurhaus Kleve befinden.
Begheyn zeichnete in Kleve nicht nur die große Stadtsilhouette, sondern auch einige kleinere Ansichten von Gebäuden in der Stadt und den umliegenden Parkanlagen. 1695 erschien in Amsterdam bei dem Verleger Gerard Valck ein Buch mit Kupferstichen nach diesen Zeichnungen unter dem Titel „Veues et Perspectives de la Ville de Cleves et de sa Cour“. In diesem Band befindet sich auch die Darstellung der Statue der Minerva, die von dem Amsterdamer Bildhauer Arthus Quellinus d.Ä. 1660 geschaffen worden war und von den Bürgermeistern der Stadt Amsterdam dem Klever Statthalter als Brunnenfigur für seine Gärten geschenkt wurde. Noch ein zweites Mal verwendete Abraham Begheyn die Zeichnung der Minerva, und zwar für dieses Gemälde. Es zeigt einen Jäger mit Gewehr und abgelegter Jagdtasche, der im Schutze der Minerva, inmitten einer Ideallandschaft mit seinem vor ihm liegenden Hund Rast macht. Links erhebt sich hinter einer Ansammlung detailliert gemalter Pflanzen majestätisch die Figur der Minerva, die auf einem von Delphinen gerahmten Sockel steht. Obwohl der Maler die Minerva aus ihrer eigentlichen Umgebung – dem Amphitheater – isoliert hat, greift er in den bewaldeten Hügeln des Hintergrunds auf die Landschaft Kleves zurück.
Bei der Restaurierung des Bildes wurde der rechts stehende Jagdhund, der lange übermalt war, wiederentdeckt und freigelegt. Begheyns Gemälde ist ein wichtiges und seltenes Kunstwerk, das die kulturelle Bedeutung der Residenzstadt Kleve im 17. Jahrhundert eindrucksvoll bezeugt.
- Kleve - Berlin, Kleve 1991, Nr. 28
- Kersting, Rita: „Für Kleve gewonnen 1987–1992“, mit einem Vorwort von Paul Kratz und einem Beitrag von Guido de Werd, hrsg. v. den Freunden des Städtischen Museums Haus Koekkoek Kleve e.V., Kleve 1992, S. 12, Abb. S. 13, Nr. 2
- Wilhelm A. Diedenhofen: Klevische Gartenlust - Gartenkunst und Badebauten in Kleve, Kleve: Städtisches Museum Haus Koekkoek 1994, Abb. S. 38f
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 396, Abb. S. 370, Nr. 4.29
- Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021