
Maler*in (Ausführung): Unbekannter Künstler
Beschreibender Titel: Grundriss der Schloss-Thore, aus: Album der Schwanenburg zu Kleve (Blatt 2 von 8)
Datierung: 1815 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 1994-01-01 (Blatt 2)
Blatt 2
Die zweite Zeichnung ist dem „Schloss-Thore“ gewidmet. Nicht weniger als vier Abbildungen geben detaillierte Auskünfte über dieses Doppeltor, das aus zwei überwölbten Torgebäuden unterschiedlichen Niveaus bestand, zwischen beiden ein sehr steiler Verbindungsweg. Sie lagen zwischen dem südwestlichen Flügel der Burg (K) und dem 1784 / 85 abgerissenen Johannis-Turm (T). Der „Grundriß der Schloss-Thore“, links, ist etwas verwirrend und umgekehrt orientiert im Vergleich mit der ersten Zeichnung. Der Norden befindet sich jetzt an der Unterseite. Von der Straße (auf dem Grundriß oben) sah man das niedrig gelegene Tor, wie rechts oben gezeichnet (,,Ansicht der Thöre von der Schloss Strasse“).
Wir kennen dieses Tor, das 1560 von Maximilian Pasqualini erbaute „Wilhelmstor“ sehr gut von einer Zeichnung des Jan de Beijer aus dem Jahr 1746. Die Natursteinblöcke, die eisernen Maueranker und das Wappen des Herzogs Wilhelm des Reichen und der Herzogin Maria von Habsburg stimmen auf dieser Zeichnung überraschend genau überein mit der Darstellung des halb abgerissenen Thores. Der mit Schutt gefüllte Raum rechts neben der Toröffnung war die Stelle, an der der J ohannisturm gestanden hat.
Betrat man das Tor, wurde man konfrontiert mit der Innenseite des zweiten Tores, das in der Mitte gezeichnet ist und den Titel trägt „Vordere Ansicht des zweiten Thors“. Lief man weiter auf den unteren Innenhof und drehte man sich um, dann zeigte dieses Tor sich wie auf der Zeichnung rechts (,,Ansicht des zweiten Thors vom Schloss Hofe“).
Für die Identifizierung der Nutzung der unterschiedlichen Räume ist der Grundriß links sehr verdeutlichend. Links des Wilhelmstores lagen noch einige „Ruinen des Rappardschen Hauses“. Dieses ist das auf der Zeichnung Jan de Beijers dargestellte niedrige Haus an der Bastion, das der Königliche Forstkassierer und Deichgräf von Rappard 1790 dem Evangelisch Reformierten Gymnasium, das in der französischen Zeit unterging, verkaufte.
Hinter diesem Haus, wahrscheinlich ursprünglich auch ein Teil davon, lag die bereits genannte wallonische Kirche. Dahinter wiederum lag der noch bestehende Flügel der Burg, in der sich die „Küche des Gefangen Hauses“ befand, und ein „Zim(m)er darüber eine Stube“.
Der Maßstab, in dem diese Zeichnungen angefertigt wurden, ,,Rheinlandische Fusse“ (1 Rheinländische Fuß= 31,39 cm.) unterscheidet sich von dem des ersten Blattes, aber stimmt überein mit dem aller folgenden Blätter.
Auch auf dieser Seite ist in oder kurz nach 1817 in Rot eine Ergänzung plaziert bei dem Grundriß: ,,welche im Jahr 1813 verkauft und abgebrochen“.
- Lemmens, Gerard: Das Schloß zu Kleve. Ein Album aus dem Jahre 1815, hrsg. v. d. Freunden der Schwanenburg Kleve e.V., Kleve 1994