Maler*in (Ausführung): Unbekannter Künstler
Beschreibender Titel: Grundriss II.ter Etage, aus: Album der Schwanenburg zu Kleve (Blatt 4 von 8)
Datierung: 1815 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 1994-01-01 (Blatt 4)
Blatt 4
Die vierte Zeichnung „Grundriss II.ter Etage“ gibt den meist interessanten Raum der Burg wieder. Zentral liegt der Freiraum des zweiten Innenhofes, umgeben von dem oberen Umgang über den von Pieter Post errichteten Kolonnaden. Die Hälfte dieses Flurs ist oben ein offener Umgang geworden, so wie notiert: ,,Gang ohne Decke und Dach“. Alle daran angrenzenden Räume sind dem Gericht vorbehalten. Auch hier sind wieder die Höhen und Nummern eingezeichnet, ebenso die Funktion der unterschiedlichen Zimmer, wie „Sessions-Saal des Kreis Gerichte“, ,,Deliberations Zim(m)er“. ,,Sessions Zimmer des Ober Landes Gerichts“, ,,Archiv oder Deposita! Casse des Ober Landes Gerichts im Schwanen Thurm“.
Links über dem noch bestehenden Eingangstor von Pieter Post wohnt „ Castellanin Bless“. Die „Ruinen“ – ,,so abgebrochen“ wird später dazugeschrieben – grenzend an den Schwanenturm, werden provisorisch zugemauert und im Flur davor werden Toiletten eingebaut. Es sind nicht die einzigen nützlichen Anlagen, weil in nicht weniger als acht Zimmern oder Sälen Öfen eingezeichnet sind (5, 12, 13, 16, 19, 21, 22, 24).
Der bedeutendste Raum ist mit Nr. 1 angedeutet; es ist der frühere, an den Rittersaal anschließende Audienzraum, den Kammerpräsident Julius von Buggenhagen zum Antiquitäten-Saal einrichten ließ. An den Wänden dieses quadratischen Raumes brachte er römische Altertümer vom Grab des Johann Moritz an, und auch die Reste des monumentalen romanischen Portals des 1771 eingestürzten Rittersaales. Dieser Grundriß stimmt ganz überein mit der Radierung von F.J. Rousseau, die als Bebilderung in dem Buch aufgenommen wurde, das von Buggenhagen im Jahre 1795 über die klevischen Altertümer herausgab. Die Mauer ganz links ist die Stirnwand mit den Säulen des romanischen Portals auf der Radierung von Rousseau.
Leider ist der Saal, wie später hinzugeschrieben „Im Jahr 1817 eingestürzt“ und der angrenzende Zimelienturm „Im Jahr 1817 wegen Baufälligkeit abgebrochen“. Die Fragmente des Portals sind dabei erhalten geblieben: 1839 - 1840 wurden diese als Türeinfassungen im oberen Innenhof eingebaut.
Nicht nur die südliche Wand mit den eingemauerten Portalfragmenten ist vergleichbar mit der Radierung in von Buggenhagens Buch; auch die nördliche Wand kennen wir jetzt. Die ziemlich summarische Radierung eines aus Fragmenten des romanischen Portals neu zusammengebauten Portals mit zwei Säulen zur Seite und einem Bogen mit abgeflachter Spitze als Krönung, die von Buggenhagen als Tab. VII seinem Buch hinzufügte, ist exakt, sogar mit den fünf Stufen, auf dem Grundriß wiederzufinden.
Auch der Durchblick stimmt genau überein: Ein Kachelboden und eine hohe Treppe mit einer Türe, die den Blick freigibt auf einen monumentalen, der Form nach aus dem 17. Jahrhundert stammenden Kamin, entsprechen dem Grundriß. Dort folgen ein „Steinerner Fluhr“ (Boden), eine breite, hohe Treppe und der ,,Sessions-Saal“ mit einer großen Feuerstelle in der Stirnwand. Auffallend ist, wie auf dem vorigen Grundriß, die breite und unregelmäßige Westwand dieses Saales. Schon früh muß dieser Teil des Gerichtshofes umgebaut worden sein: Eine große Anzahl von Korrekturen in Bleistift weisen auf den Einbau von vier Sälen und einem Flur in den Räumen 7 - 10.
- Lemmens, Gerard: Das Schloß zu Kleve. Ein Album aus dem Jahre 1815, hrsg. v. d. Freunden der Schwanenburg Kleve e.V., Kleve 1994