Zeichner*in (Ausführung): H. Brix, Bauinspektor
Beschreibender Titel: Grundriß der Schwanenburg
Datierung: 1785 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 1994-01-01 (Prolog)
Eine Art Prolog zu dem Album mit den acht Zeichnungen der Schwanenburg aus dem Jahr 1815 ist der hier vorliegende Grundplan, den Julius von Buggenhagen für sein 1795 zu Berlin herausgegebenes Buch ,,Nachrichten über die zu Cleve gesammleten theils Römischen theils Vaterländischen Alterthümer“ als Tafel II. hat radieren lassen. Die ursprünglich aquarellierte Zeichnung, die als Modell gedient hat, ist im Jahr 1785 entstanden, und zwar als Erläuterung zu einer Akte von von Buggenhagen über seine neue Bepflanzungen des Schloßberges (siehe dafür Düsseldorf, Hauptstaatsarchiv, Kleve Kammer, Akte 957, Fol. 91-92).
In sehr sorgfältiger Art sind alle Hänge des Schloßberges, Wege und Terrassen gezeichnet. Überall ist in der Bepflanzung der Buchstabe A eingezeichnet. Dies verweist auf die Erläuterungen in der Akte, in denen beschrieben wird, was Robert Schalten über den Schloßberg sagt: Präsident von Buggenhagen, der 1777 in Kleve ernannt worden ist, hat den Schloßberg „mit vieler Mühe und grossen Kosten von unten herauf an den gefährlichsten Stellen mit Packwerk aufsetzen, fest terrassieren und mit allerhand Holz bepflanzen lassen, so dass er die angenehmsten Spaziergänge lieferte. Alle unnützen Flecken waren in ebenso viele kleine Gartenplätze verwandelt und mit mehreren hundert guten Obstbäumen bepflanzt, einer kleinen Weinberg- und Maulbeerbaumanlage sowie einer Menge anderer zum Teil ausländischer Bäume nicht zu gedenken.“ (Schalten 1905, S. 89)
Bauinspektor Brix hat für diese Aufmessung im Übrigen nur den Burgberg aktualisiert; sonst hat er ältere Vorlagen verwertet, wie es aus der Darstellung des schon 1771 abgerissenen Palas hervorgeht . Einer der wenigen Modernisierungen der Situation betrifft die Änderung der Beschriftung der Reitbahn im südlichen Bereich des Burgkomplexes (auf der Zeichnung links): ,,die Reitbahn“ wurde geändert in: ,,die vormählige Reitbahn jetzt Hofr.: v. Oven“.
Diese Angabe verweist auf den Verkauf des auf dem Vorplatz der Burg beim Marstall gelegen Terrains im Jahre 1780. In jedem Fall zeigt die Zeichnung sehr deutlich, wie umfangreich die Ausmaße der Burg waren, bevor der Abriß begann. Der höher gelegene Teil bildet noch ein geschlossenes Oval, in der Mitte ein Querflügel, dem zur Südseite hin eine Art von Podest vorgelagert ist, das als „Trompeter Stuhl“ beschrieben ist. Zwei Tore im südlichen Teil (auf der Zeichnung links) führen zum Vorplatz der Burg, wo am Hügelrand die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Regierungsgebäude stehen, auf dem Plan angedeutet als „Canzley Haus“, ,,Regierung“ und „Accise“.
Dieser südliche Flügel der Burg wurde 1805 abgerissen; seit 1771 war der Abriß der nördlich davon gelegenen Teile mit Johannisturm, erstem und zweitem Schloßtor und Rittersaal angelaufen. Der südwestliche Teil der Hauptburg bis zum Spiegelturm geriet zur selben Zeit in Verfall und verdankt seine teilweise Erhaltung dem Umbau zum Gefängnis. Der Teil zwischen Spiegelturm und Schwanenturm ist zur selben Zeit fast ganz verschwunden. Das Schicksal des verbleibenden Teiles, der nördlich und nordöstliche Bereich der Hauptburg, ist in den Tafeln im Album von 1815 ablesbar.
- Lemmens, Gerard: Das Schloß zu Kleve. Ein Album aus dem Jahre 1815, hrsg. v. d. Freunden der Schwanenburg Kleve e.V., Kleve 1994