
Maler*in (Ausführung): Unbekannter Künstler
Beschreibender Titel: Grundriss I.ter Etage, aus: Album der Schwanenburg zu Kleve (Blatt 3 von 8)
Datierung: 1815 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 1994-01-01 (Blatt 3)
Blatt 3
Die dritte Zeichnung „Grundriss leer Etage“ gibt den nördlichen Teil der Burg wieder mit dem oberen Innenhof. Sie zeigt das Erdgeschoß der Burg in der Form, in der der holländische Architekt Pieter Post (1608 - 1669) diese 1663 - 1666 für den klevischen Statthalter Johann Moritz von Nassau-Siegen umgebaut hat.
Fast alle Räume sind vom Zeichner benannt (,,Gewölbe“, ,,Keller“, ,,Unbenütztes Gemach“). Außerdem ist die jeweilige Raumhöhe angegeben, und die Räume sind durchlaufend numeriert, von 1 (,,Terrasse worunter ein Keller Eingang“, beim Eingang links) gegen den Uhrzeigersinn laufend bis 39 (,,Gewölbe“, ,,Stall des Gefangen Inspectors“).
Am interessantesten ist der Teil, rechts, über den später in Rot geschrieben wurde: ,,Im Jahre 1817 eingesturzte Gemächer“. Diese Räume grenzten an den Keller unter dem 1771 eingestürzten Ritter oder Langen Saal. Die Mauerreste stehen noch teilweise, wie wir auf den Blättern 6 und 8 sehen werden. Sie sind aber auch schon zum Abbruch verkauft an „Maurer Mr. Peters“. Der in diese Räume einbezogene Treppenturm und kleinere Zimmer bilden an der Außenseite einen turmartigen Anbau des Ostflügels der Burg, der als Zimelienturm bekannt ist. Auch dieser Teil ist 1817, als die angrenzenden Räume einstürzten, abgerissen.
Die an den Schwanenturm grenzenden Gewölberäume, die wir auf dem ersten Blatt als ohne Dach sich befindlich angedeutet finden (B), werden hier nachher in Rot weggekratzt und neu als „Abgetragene Ruinen“ gekennzeichnet. Fast keiner dieser Räume hat eine Funktionsangabe. Nur der Saal nördlich des Schwanenturmes ist deutlich neu eingerichtet mit unbedeutenden dünnen Innenmauern. Es ist jetzt die „Wohnung des rcen Ober Landes Gerichts Bothen, Ketscho“.
Der Grundplan setzt Bauphasen voraus, die weiter zurückgehen als Posts Restaurierung im 17. Jahrhundert. Auffällig ist das schwere Mauerwerk der drei Räume, unten Mitte (13, 14, 15). Wenn man die Ansicht der Burg von Feltman aus dem Jahr 1653 vergleicht, dann erkennt man das Kellergeschoß der alten Burgkapelle, die damals nur ein Fenster hatte. Die Kapelle darüber besitzt drei gotische Fenster, korrespondierend mit den jeweiligen Kellerräumen (14 und die aus zwei Räumen bestehende 15). Alle drei sind gleich hoch (neun Fuß), was darauf hinweist, daß sie zusammengehörten. Der mehr südlich gelegene und viel höhere (21 Fuß) Keller (13) hatte, wie aus Feltmans Darstellung hervorgeht, ursprünglich kein Fenster und erhielt während oder nach Posts Umbau ein weit niedriger gelegenes großes Fenster, wie die Zeichnung von van Liender aus dem Jahre 1752 (vgl. T. 18, S. 45) zeigt. Es scheint, daß dieser hohe, gewölbte Raum ursprünglich eine Art von zum Osten orientierte Apsis hatte, in die dann später ein Fenster gebrochen wurde. Die merkwürdige Stärke der südlichen Mauer wirft die ohne nähere Bauforschung nicht zu lösende Frage auf, ob wir es hier nicht mit einer Mauer aus einer sehr frühen Bauphase der Burg, noch vor dem Bau des Palas oder Rittersaales zu tun haben.
- Lemmens, Gerard: Das Schloß zu Kleve. Ein Album aus dem Jahre 1815, hrsg. v. d. Freunden der Schwanenburg Kleve e.V., Kleve 1994