Zeichner*in (nach): Jan van Goyen (1596–1656)
Maler*in (Ausführung): Frans de Hulst (1610–1661)
Beschreibender Titel: Die Klever Schwanenburg vom Kermisdahl aus gesehen
Datierung: um 1650 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 2012-III-II
Der Maler Frans de Hulst zeigt die Klever Schwanenburg, wie sie sich dem Betrachter vom östlichen Ufer des Kermisdahl aus darbietet. Links hinter der Burg ist auch die Stiftskirche mit ihrer Doppelturmfassade noch zu erkennen. Die detailreiche und im Großen und Ganzen exakte Darstellung der charakteristischen Silhouette beruht auf einer Zeichnung aus Jan van Goyens Skizzenbuch seiner Reise ins Klever Land im Jahr 1650 (heute im Rijksprentenkabinet Amsterdam).
Kurios freilich ist der Vordergrund des Bildes: Den schmalen Altrheinarm des Kermisdahls legt Frans de Hulst – in offensichtlichem Widerspruch zur Realität – als breiten Flusslauf an, und auch die mächtigen Bastionen unterhalb der Burg am Westufer des Gewässers hat es in dieser Form niemals gegeben. Dafür verzichtet der Maler auf die hölzerne Brücke über den Kermisdahl und den neben ihr aufragenden Pulverturm – beides markante Elemente der Klever Topographie, die auf van Goyens Zeichnung zutreffend wiedergegeben sind.
Unverkennbar hat de Hulst aber noch auf eine andere Vorlage van Goyens zurückgegriffen und von ihr sowohl die Gesamtkomposition als auch die Gestaltung des Vordergrunds entlehnt – ein um 1640 entstandenes Gemälde, das zur Sammlung des Museum Het Valkhof in Nimwegen gehört und den Valkhof zeigt, gesehen vom jenseitigen Ufer der Waal.
Van Goyens Komposition prägt nicht nur die diagonale Raumorganisation mit einem keilförmig sich verjüngenden Hügelrücken oberhalb der spiegelnden Wasserfläche vor. Es regte auch zahlreiche Details von de Hulsts Bild an: die Boote und Kähne auf dem Fluss ebenso wie die mächtige halbrunde Bastion rechts am Ufer.
Bemerkenswert dabei ist, dass de Hulst eine Wiederholung von Jan van Goyens Nimweger Vedute geschaffen hat, die gleichsam das „missing link“ zwischen den Ansichten des Valkhof und der Schwanenburg bildet.
Dieses 1645-50 zu datierende Gemälde, das heute zur Sammlung des Rijksmuseum Amsterdam zählt, weist erstaunliche Übereinstimmungen mit dem neu entdeckten Klever Bild auf. So sind, um nur ein besonders deutliches Beispiel zu nennen, die Wolkenformationen, den schräg von vorn rechts nach rechts hinten verlaufenden Tiefensog der Komposition unterstreichen, so gut wie identisch.
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 394, Abb. S. 368, Nr. 4.11
- Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021