Bildhauer*in (Ausführung): Dries Holthuys
Beschreibender Titel: Anbetung des Kindes
Datierung: 1490 - 1495 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Plastik / Skulptur
Inventar Nr.: 2011-IX-IV
Dargestellt ist, in ein querrechteckiges Relief des Stalles zu Betlehem eingepasst, die Anbetung des Kindes durch Maria und Josef.
„Das Relief wird fast vollständig von den vor den Toren Betlehems liegenden Stall eingenommen, in dem in nahezu vollplastischen, in kniender Haltung dargestellten Figuren Maria und Joseph zu sehen sind. Das Kind liegt auf dem am Boden ausgebreiteten Mantel Mariens zwischen ihnen. Maria ist in ein locker herabfallendes Gewand gekleidet, dessen nahezu rechteckiger, von einer plastisch gearbeiteten Borte eingefasster Ausschnitt durch kleine strahlenförmige Falten gerahmt wird. Über die linke Schulter Mariens ist zudem ein kleinteilig gefalteter Mantel gelegt, dessen weit ausladender Stoff Maria in großem Schwung rahmt und umfängt, zugleich aber Kleid und Haare weitgehend freilässt. Ähnlich detailliert ist auch die in ein langes, gegürtetes Gewand gekleidete Figur des HL. Joseph dargestellt, der sich zum Kind gebeugt hat, um ihm mit einer Laterne, die er in seiner rechten Hand hält, Licht zu spenden. Mit dem linken Arm umfasst der Heilige einen Baumstamm, der das Dach des Stalles trägt, in der Hand hält er einen Stab, der in seiner heutigen Form jedoch vollständig ergänzt ist. Die Handschuhe an den Händen des HL. Joseph lassen zudem die winterliche Kälte erahnen, die das Geschehen umfängt. Besonders sorgsam sind darüber hinaus einzelne Details herausgearbeitet, so z.B. ein kleiner, am Gürtel befestiget Beutel, dessen Verschluss genau wiedergegeben ist, oder der linke, mit einer Trippe beschuhte Fuß Josephs, der unter dem Gewand hervorschaut. Höchst charakteristisch erscheint der von einer Kapuze eingefasste Kopf des Heiligen, dessen breites, von dichten Haaren und einem Bart gerahmtes Gesichte durch feine Furchen geprägt wird. Vervollständigt wird die Anbetungsszene durch Ochs und Esel, die besonders liebevoll widergegeben sind. Der von Maria teilweise verdeckte Esel reckt seien Hals, um an die Futterkrippe zu gelangen, die an der Wand des Stalles angebracht ist; vom Ochsen ist hingegen nur der Kopf zu sehen, der dem Betrachter zugewandt, aus seinem Trog aufschaut und zugleich am Geschehen Anteil zu nehmen scheint. Dieselbe Detailgenauigkeit lässt auch das aus großformatigen Quadern geformte Krippengehäuse erkennen, dessen aus einzelnen Strohdocken gebildetes Dach von zwei baumartigen Stützen getragen wird. Auf der Dachschräge oberhalb Mariens ist zudem ein Engel dargestellt, der das stellenweise schadhafte und durchlöcherte Dach mit einer neuen Strohdocke ausbessert- ein recht ungewöhnliches, beinahe einzigartiges Motiv, das in vergleichbarer Weise bislang nur auf einem zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandenen, niederrheinischen Gemälde der Heiligen Familie in der Gemäldegalerie Berlin nachzuweisen ist. Unmittelbar hinter dem Engel ist, durch drei Türme und ein Haus mit niederrheinischem Staffelgiebel angedeutet, die Mauer der Stadt Bethlehem widergegeben, daneben im rechten Teil des Reliefs eine durch Felsen und Bäume gegliederte Landschaft, in der ein Hirte zu sehen ist, der der Verkündigung des Engels folgend, bäuchlings zum Kind zu gelangen sucht. Ein Treppenturm unterhalb der Szene, hinter dem ein weiterer Hirte sichtbar wird, schließt das Relief nach rechts hin ab. […]“
(Auszug aus dem Katalog zur Ausstellung Dries Holthuys, 2002).
- Kat. d. Ausst. „Dries Holthuys – Ein Meister des Mittelalters aus Kleve“, bearb. v. Guido de Werd, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (27. Januar – 14. April 2002), Kleve 2002, S. 114, Abb. S. 115, Nr. 18
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 435, Abb. S. 415, Nr. 5.21
- Dries Holthuys: Ein Meister des Mittelalters aus Kleve, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 27.01.2008 - 14.04.2008
- 300 Jahre Abtei in Uden, 14.09.2013 - 05.01.2014
- Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021
die Heilige Familie (allein): Trinitas terrestris
Scheune - AA - Profanarchitektur. Innenräume
Jacke, Mantel, Umhang, Cape
Kuh
christliche Religion
Heilige
Skulptur, Plastik, Bildhauerkunst
Mittelalter
die Jungfrau Maria
Christus
Museum Kurhaus Kleve. Ewald-Mataré-Sammlung
Ausstellung „Mein Rasierspiegel – von Holthuys bis Beuys“ (2012-2013 : Kleve, Kreis Kleve)
Holthuys, Dries
Ernst von Siemens Kunststiftung